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    Middle Class Rut
    Pick Up Your Head

    VÖ: 19.07.2013 | Label: Rykodisc/Warner
    Text:
    Platte des Monats
    Middle Class Rut - Pick Up Your Head

    Lauter. Schneller. Größer. Mit „Pick Up Your Head“ gelingt Middle Class Rut das kompromisslose Alternative-Album, auf das sie seit ihrem 2010er Debüt hingearbeitet haben.

    Etwas ironisch ist es schon, dass „Pick Up Your Head“ ein Produkt der neu erlernten Kompromissbereitschaft der beiden Musiker aus Sacramento/Kalifornien ist. Nachdem Sänger und Gitarrist Zack Lopez und sein singender und Schlagzeug spielender Kumpel Sean Stockham mit dem Middle Class Rut-Debüt „No Name No Color“ vor zweieinhalb Jahren die Möglichkeiten einer minimalistischen Rockbandaufstellung in ihren Augen bereits ausgereizt hatten, schien der Band für ihren an Jane’s Addiction geschulten Alternative Rock während der Aufnahmen von „Pick Up Your Head“ plötzlich jeder Schritt denkbar. Lopez und Stockham standen zunächst gemeinsam im Raum, um ihre Songs so roh und unverfälscht wie möglich aufzunehmen. Wo sie ihre Arbeit früher als beendet erklärt hätten, beginnen sie diesmal erst, ihren betonfesten Sound in mehreren Schichten aufzubauen. Aus der Mittagspause bringen sie sogar das frisch gespülte Geschirr als Aushilfs-Percussion mit in die Sessions. Wie das alles später live funktionieren soll, spielte für Middle Class Rut erst mal keine Rolle. Heute wissen wir, dass die Band drei neue Mitglieder für die passende Bühnenübersetzung der neuen Songs rekrutiert hat.
    Auf „Pick Up You Head“ funktioniert vieles reibungslos. Das Album beginnt mit einem leisen Beat, dann trifft einen der rasante und wuchtige Postpunk von „Born Too Late“ wie ein Schlag mit der Bratpfanne, die man vorher aus dem Off gehört hat. „I was born just a little late“, stellt Lopez fest und drängt einem so die Vergangenheits-Vergleiche auf, die auch ohne diese Anspielung unausweichlich wären, und mit denen Stockham und er hervorragend im Hier und Jetzt leben können. Middle Class Rut sind gerade deshalb so gut, weil sie den Alternative Rock der letzten 25 Jahre so unbeschadet und modern klingen lassen, wie derzeit kaum eine andere Band.
    Mit Lagerhallen-Drums und dem Willen, die eigenen Gitarrenriffs in nahezu jedem Song zu zerstören – und trotz Cowbell und Fadeout in „Weather Vein“. Seinen Höhepunkt erreicht „Pick Up Your Head“, wenn sich „Aunt Betty“ die starre Coolness und mechanische Beweglichkeit von Josh Hommes Queens Of The Stone Age antrainiert und am Ende in seine knirschenden Einzelteile zerfällt. Die Erweiterungen des Middle-Class-Rut-Sounds werden auf „Pick Up Your Head“ selten besser versteckt als hier. Leech dreht den Spieß und das Tempo der Platte an zweiter Stelle in eine gemächlichere Richtung. Hier rasselt es in jeder Ecke, der Bass holt seinen Groove direkt aus den 70ern. In „Cut The Line“ klingt er dann holzig, die Band spielt dazu Powerchords auf Surf-Gitarren und schickt ihren Gesang in die Reverb-Spirale. Das funkige Titelstück wird mit seinem Sprechgesang, den aufgespalteten Akkordfolgen und einem offenen Beat zum Straßenfest der Möglichkeiten einer Band, der gerade fast alles zu gelingen scheint, was sie sich in den Kopf setzt. Die Platte trägt diesen Ideenreichtum und wird manchmal auch allein von ihm getragen. Mit „Pick Up Your Head“ verschiebt sich der Fokus der beiden Musiker: Middle Class Rut müssen sich ab sofort keine Gedanken mehr darüber machen, welche Vergangenheit sie hergeführt hat, sondern welche Zukunft nach ihren neuen Songs noch möglich ist.

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