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    The Ocean
    Pelagial

    VÖ: 26.04.2013 | Label: Metal Blade/Sony
    Text: Karsten Köhler
    Platte des Monats
    The Ocean - Pelagial

    20.000 Meilen unter dem Meer: „Pelagial“ ist beklemmend, es nimmt den Hörer mit auf einer Reise in die tiefen des Ozeans, dorthin, wo kein Sonnenstrahl mehr ankommt. Wer hätte gedacht, dass so ein langsamer Prog-Metal-Tod Spaß machen kann?

    Robin Staps, der Kopf von The Ocean, nimmt sich nicht gerade leichte Themen vor. Um das festzustellen, reicht ein Blick auf die Vorgänger von „Pelagial“: Das Album „Precambrian“ widmet sich dem gleichnamigen Zeitabschnitt der Erdgeschichte. „Heliocentric“ und „Anthropocentric“ beschäftigen sich kritisch mit dem Christentum – und nun ein Album zum Pelagial. Fünf pelagische Schichten gibt es im Meer, und durch die bewegt sich das Album. Es beginnt verhältnismäßig klar und hell an der Wasseroberfläche und endet in einer Dunkelheit auf dem Meeresboden, die niemand im echten Leben ernsthaft erleben möchte. Als würde ein Konzept nicht reichen, gibt es zwei: Sänger Loïc Rossetti singt eine Geschichte, die an den Film „Stalker“ von Andrey Tarkovsky angelehnt ist. Darin reisen drei Männer in eine Zone, in deren Mitte Wünsche in Erfüllung gehen sollen. Je näher die Männer diesem Zentrum kommen, umso unsicherer sind sie, was sie wollen. Auf „Pelagial“ ist dieser mysteriöse Ort der tiefste Punkt im Ozean. Zwei Konzepte also, die nicht viel Raum für Kreativität zu lassen scheinen und vor allem nicht für musikalischen Spielraum. The Ocean beweisen das Gegenteil.
    Epipelagic. Hier beginnt die Reise mit Wassergeräuschen, Klavier und Streichern – regelrecht beruhigend –, bevor in der nächst tieferen Schicht der Prog Metal einsetzt, den man von The Ocean kennt. „The light is fading/ Everything dissolves in blue/ As we become with what surrounds us”, singt Rossetti und macht seine Stimme zu Wasser. Sein gebrülltes „Down!“ beendet die Ruhe. Rossetti beherrscht alles, vom melodischen Gesang über Death-Metal-taugliches Geschrei bis in ambitionierte Tonlagen – sein hoch gesungenes „believe“ in „Bathyalpelagic I: Impasses“ gehört zu den schönsten Stellen des Albums. Zum Glück haben sich The Ocean dazu entschieden, Pelagial sowohl mit Gesang als auch instrumental zu veröffentlichen. Ursprünglich war nur eine instrumentale Version geplant, die zwar auch hörenswert ist, vorrangig allerdings, um Details zu entdecken. Rossetti fehlt dieser Version eben auch als Melodieinstrument.
    Sollte Staps die Idee zu „Pelagial“ schon länger gehabt haben: Es ist gut, dass er sie sich bis jetzt aufgehoben hat, denn es wirkt, als habe die Band genau diesen Vorlauf gebraucht, um das Album in dieser Perfektion aufzunehmen. The Ocean haben nämlich auch beim Songwriting einen erheblichen Schritt nach vorne gemacht. „Pelagial“ hat eine Spannungskurve, die 53 Minuten lang fesselt. Das liegt möglicherweise daran, dass Staps nicht aus einer Metal-Perspektive denkt, sondern vielmehr orchestral. „Pelagial“ ist ein zusammenhängendes Gesamtkunstwerk, keine Aneinanderreihung von harten Songs. Am Ende kommen The Ocean in den Tiefen von 9.000 Metern und darunter an. Aus dem klaren Prog Metal der Oberfläche wird ein düsterer, Doom-getränkter Metal. In diesen letzten Takten des Albums steckt so viel naturgewaltige Wucht, dass der Druck (bei entsprechender Lautstärke) physisch spürbar wird. „Pelagial“ ist ein Horror-Trip in der Ich-Perspektive – ohne Happy End.

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