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    Godspeed You! Black Emperor
    Allelujah! Don't Bend! Ascend!

    VÖ: 19.10.2012 | Label: Constellation/Cargo
    Text: Daniel Gerhardt
    Godspeed You! Black Emperor - Allelujah! Don't Bend! Ascend!

    Das erste Godspeed-Album seit zehn Jahren wird groß inszeniert und gefeiert als Rückkehr von Widerstand und Aufrichtigkeit in die fett gewordene Rockmusik. Nötig hat die Platte das eigentlich nicht.

    Godspeed You! Black Emperor sind ohne Zweifel die wichtigste und einflussreichste Postrock-Band aller Zeiten, und wahrscheinlich sind sie auch die beste, selbst wenn sie selbst den Begriff Postrock für eine nichtssagende Erfindung des Musikjournalismus halten. Trotzdem sind Godspeed nicht unumstritten, vor allem zu Hause in Montreal nicht, wo andere Musiker oft mit einer Mischung aus großem Respekt und Entnervtheit über sie sprechen. Wie alle Menschen, denen es „ums Prinzip“ geht, arbeiten Godspeed auf einer schmalen Linie zwischen Gerechtigkeit und Selbstgerechtigkeit. Ihre Ansichten zur Verbreitung und Vermarktung von Musik sind so unerbittlich (und weniger integren Bands gegenüber unversöhnlich), wie sie seit fast 20 Jahren unverrückbar sind, und ihr Status als explizit, aber wortlos politische Band war schon immer für eine Debatte über Inhalt und Effektivität der Godspeed-Botschaften gut. „Allelujah! Don’t Bend! Ascend!“ kommt nun gekoppelt an eine Anti-PR-PR-Kampagne, seine Existenz wurde bis etwa drei Wochen vor dem Erscheinungstermin geheim gehalten und dem Internet damit ein Schnippchen geschlagen. Auch dahinter steckt natürlich eine Aussage, nur welche genau, ist schwer zu bestimmen. Auf eine plumpe „Früher war alles besser“-Haftigkeit würden sich Godspeed hoffentlich nicht festnageln lassen, und sie entspricht auch nicht dem Ton von „Allelujah!“, das im direkten Vergleich mit seinem Vorgänger „Yanqui U.X.O.“ eine deutliche Tempoverschärfung und Soundverdünnung vornimmt. Natürlich steuert der Opener „Mladic“ auf einen unausweichlichen Gipfelsturm zu, aber schon vorher hält er die Körperspannung hoch, erreicht mehrere Zwischenpeaks und flirrt immerzu nervös. In „We Drift Like Worried Fire“, dem anderen Hauptteil der Platte, werden die Gitarren und Streicher nicht ganz so früh hysterisch, kreissägen am Ende aber aufgehetzt wie selten zuvor. Auch dieses Stück hat schwer zu tragen an der eigenen Kraft, folgt dabei stets der bewährten Godspeed-Formel aus Aufbau und Abriss, kann sie aber nur routiniert umsetzen, nicht übersteigen. Die Ambientparts und die Zärtlichkeit, das Gefühl, das jedem Stück der Band ein weicher Kern innewohnt, der vom gewaltigen Drumherum bedroht wird, das alles fehlt auf „Allelujah!“. Godspeed klingen hart und unheilsgewiss – es ist, als würde die oft bemühte, von den Musikern selbst abgelehnte Bezeichnung als „apokalyptische Band“ zum ersten Mal auf sie zutreffen.

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