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    Gojira
    L'Enfant Sauvage

    VÖ: 22.06.2012 | Label: Roadrunner/Warner
    Text: Dennis Drögemüller
    7 / 12
    Gojira - L'Enfant Sauvage

    Man liegt nicht falsch, wenn man die Franzosen Gojira als Meshuggahs kleine Brüder im Geiste bezeichnet. Aber eben auch nicht ganz richtig.

    Zwar wurzelt der Sound von Gojira – wegen eines Rechtsstreits verwendet die Band seit über zehn Jahren die lateinische Schreibweise des japanischen Namens von Godzilla – in der kühlen, maschinellen Aggression des Technical Death Metal, den Meshuggah annähernd perfektioniert haben. Im Gegensatz zum komplexen Rhythmus-Wahnsinn der Schweden bleiben die bitterkalten Stakkato-Riffs bei Gojira aber überschaubarer, obwohl auch das Quartett aus Bayonne schlichte Strophe-Refrain-Strophe-Strukturen hörbar ignoriert. Wie man maximale Brutalität eingängig inszeniert, dürfte sich Sänger und Gitarrist Joseph Duplantier auch schon bei seinem Einsatz als Bassist auf dem Debütalbum der Cavalera Conspiracy abgeschaut haben.

    Vor allem aber fehlt Gojira die erbarmungslose Konsequenz von Meshuggah, weil die Band einen vielseitigeren Sound anstrebt: Schon im Opener „Explosia“ geht das metallene Riff-Ungetüm nach drei Minuten in ein Post-Metal-Soundpanorama über. Dieser dynamische Wechsel zwischen Stakkato-Härte und epischem Flächenklang, den beispielsweise „The Gift Of Guilt“ gleich mehrfach demonstriert, zeichnet fast alle Songs auf „L’Enfant Sauvage“ aus. Weil anderswo wie in „Impermanence“ noch die Part-Vielfalt des Prog-Metal hinzu kommt, stehen Gojira Bands wie Russian Circles, Neurosis oder in ihren härtesten Momenten Mastodon mindestens genauso nahe wie etwa Meshuggah, Death oder Suffocation.

    Zumal das gelegentliche Ein- und fast durchgängige Ausfaden der Songs ebenso wie das instrumentale, elektronisch verbrämte Interlude „The Wild Healer“ den Schwerpunkt vom Riff zur dramatischen Album-Erzählung verlagern. Eine packende Atmosphäre geht bei Gojira vor Vehemenz – vom melancholischen Double-Bass-Death-Metal von „The Axe“ über das Gitarrenpicking und den cleanen Düster-Gesang im Intro von „Born In Winter“ bis zum doomig-schleppenden Bass von „The Fall“. All das füllen Gojira mit Texten über intuitive Kraft und die spirituelle Verbindung des Menschen zur Natur auch inhaltlich souverän aus, nicht umsonst bedeutet der Albumtitel übersetzt „Das wilde Kind“ – Songs wie „Planned Obsolescence“ schaffen dabei den intellektuellen Brückenschlag von der Naturverbundenheit zur Öko-Politik. Nur manchmal kommen dabei die im Schnitt fünf Minuten langen Songs noch nicht so ganz auf den Punkt. Solche Kleinigkeiten dürften aber kaum Schuld sein, wenn Gojira mit ihrem Roadrunner-Debüt wider Erwarten der verdiente Schritt in eine größere Öffentlichkeit verwehrt bleiben sollte.

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