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    Grimes
    Visions

    VÖ: 09.03.2012
    Text:
    8 / 12
    Grimes - Visions

    Sympathischer Titel für eine Platte, die hält, was sie verspricht. Zukunftsweisender New-Romantic-Synthpop unter einer dünnen Schicht Eis.

    Grimes ist eine junge Kanadierin namens Claire Boucher, und die Visionen, die sie ereilen, überraschen sie im Dunkeln, sagt sie. In der Polarnacht, zum Beispiel. „Visions“ ist ein Album geworden, zu dem man die Augen zumacht, seine Geiselnehmer vergisst und die Bilder kommen lässt. Hinter der Stirn wird es schnell luftig, wenn Boucher singt, mit ihrer kryogenischen Geisha-Stimme, die über interstellare Hochplateaus wandert wie Marswind. Wabernde Synthesizer und tropfende Beats sind ihre besten Freunde, die Texte muss man dagegen nicht unbedingt verstehen, um ihren Trockeneiseffekt die Beine hoch kriechen zu spüren. Grimes macht also Musik, die junge Menschen nervös nach neuen Genrebezeichnungen suchen lässt und ältere Semester an OMD und Kate Bush erinnert, zumindest was das schneeflockige Ambiente angeht. Ihre Melodien bewahrt die Sängerin nämlich lieber hinter zerkratztem Sicherheitsglas auf, damit sie die Songs nicht anfallen. Besonders schön machen sich dabei die entzerrte Dynamik und die minimalistische Instrumentierung der Minidramen bemerkbar, was jede aufkeimende Björkigkeit frühzeitig unterdrückt und den selbstarrangierten Songflächen Raum zum Atmen gibt. Da, wo Boucher herkommt, sind sie übrigens offenbar alle so drauf: superkreative Autodidakten, die gleich in mehreren künstlerischen Disziplinen loslegen könnten und früher oder später im Feuilleton, an der Wand einer Galerie oder im Bett eines Mäzenen landen. Wer also weiß, wo Grimes momentan kellnert, lässt sich besser jetzt schnell noch bedienen.

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