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    Jack White
    Blunderbuss

    VÖ: 20.04.2012 | Label: Third Man/XL
    Text:
    Platte des Monats
    Jack White - Blunderbuss

    Jack Whit ist erst Mitte 30, hat sich aber schon ein Lebenswerk erarbeitet, in dem bisher ausgerechnet ein Soloalbum fehlte. „Blunderbuss“ ändert das und entpuppt sich als großzügig abgegraste Spielwiese für Whites vielfältige Talente.

    Unter seinem Künstlernamen Jack White hat John Anthony Gillis bisher kaum etwas veröffentlicht. Zum Soundtrack von „Cold Mountain“ steuerte er 2003 ein paar Country’n’Folk-Songs bei, was kein Wunder war: In dem US-Bürgerkriegsdrama spielte White ja selbst eine kleine Rolle. Kürzlich platzierte er Songs auf Tributalben für Hank Williams und U2, und dann gibt es noch die einsame Jack-White-Single „Fly Farm Blues“, die auch schon wieder drei Jahre alt ist. Alles andere, dem White seine Markenzeichen aufgedrückt hat, entstand in Kollaboration oder mit seinen Bands The White Stripes, The Raconteurs und The Dead Weather. Die Zeit ist längst reif dafür, dass sich der Tausendsassa White mal ganz und gar mit sich selbst beschäftigt. Auf „Blunderbuss“ tut er das.

    Es war zu erwarten, dass er sich ausleben und in all den Stilen ergehen würde, die er sich in den vergangenen 15 Jahren draufgeschafft hat. Der Opener „Missing Pieces“ könnte noch von einem der letzten zwei Whites-Stripes-Alben übrig sein und die souveräne Single „Sixteen Saltines“ beackert den gleichen Quietschgitarren-Blues, der vor sieben Jahren „Blue Orchid“ zum Hit machte. Tatsächlich ist schon der zweite Song der krachigste auf „Blunderbuss“, aber das ist eher überraschend als schlimm. White widmet sich neuen Herausforderungen und schiebt ein Piano ins Studio. Der Titelsong etwa ist alles andere als die Donnerbüchse, nach der er benannt wurde: eine seufzende Pedal-Steel-Gitarre, eine akustische und das erwähnte Piano untermalen eine romantische Auf-der-Flucht-Geschichte mit blutigem Mittelteil.

    Jack White ist solo, aber das bedeutet nicht, dass er alleine ist. In seinem Studio helfen ihm sechs weitere Hände. Und obwohl er bei The Dead Weather sein Talent dafür beweisen konnte, spielt er auf „Blunderbuss“ nicht mal das Schlagzeug selbst – das übernimmt meist Carla Azar von Autolux. Überhaupt lässt White viele Frauen schalten und walten. Ruby Amanfu verziert die Songs mit souligen Backings, und sogar Whites Ex-Frau Karen Elson ist in drei Songs im Hintergrund zu hören. In solchen Momenten scheint es, als hätte White die Scheidung doch nicht so gut verkraftet, wie er behauptet. Wie auch im Titelstück gehen bei ihm Liebe und Schmerz ständig Hand in Hand. „I want love to/ Roll me over slowly/ Stick a knife inside me/ And twist it all around“, singt er in „Love Interruption“ erst und fügt dann hinzu: „I want love to/ Grab my fingers gently/ Slam them in a doorway/ And put my face into the ground“. Toll ist dabei die Idee, den Basspart von einer Klarinette spielen zu lassen und Amanfu zum Duett nach vorne zu holen.

    Eins kann sich White trotz all der Credits als Texter, Sänger, Multiinstrumentalist und Produzent im eigenen Third Man Studio dann doch nicht verkneifen: einen Song zu covern. Er macht das mit dem R’n’B-Klassiker „I’m Shakin’“ von Rudy Toombs wie gewohnt grandios und verbeugt sich dabei vor allem vor Soul-Sänger Little Willie John, dem vielleicht besten Interpreten des Originals. Das hat Schmiss, geht ins Bein und funktioniert gut als Auflockerung zwischen dem Schwermut. „Blunderbuss“ macht also deutlich, was eigentlich schon vorher klar war: White ist mehr als ein fiebriges Blues-Biest.

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