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    Deichkind
    Befehl von ganz unten

    VÖ: 10.02.2012 | Label: Vertigo/Universal
    Text:
    Deichkind - Befehl von ganz unten

    Das dritte Album nach der Entdeckung der Plastiktüte voller Elektrospielzeug ist arm an Überraschungen und voll von Quatsch. Aber auch: leider geil.

    Sie wissen es selbst. „Die letzte Platte von Deichkind war nicht so mein Ding/ Doch ihre Shows sind leider geil“, heißt es in „Leider geil (Leider geil)“, einem der besten Songs auf „Befehl von ganz unten“ und dem garantierten Slogan der kommenden Festival-Saison. Die Pyramidenträger reihen sich selbst in die Liste der Dinge ein, die man eigentlich nicht mehr gut finden darf: Unterbodenbeleuchtung, Buntstiftknabbern, Airbrushgemälde, Barbara Salesch, Hackfleisch, von Kinderhand genähte Turnschuhe. Der Hype um Elektronik für Rocker und Grobmotoriker ist vorbei. Die Nachkömmlinge sind politisch radikaler, musikalisch versierter oder minimalistischer. Sechs Jahre nach dem „Aufstand im Schlaraffenland“ bringt „Remmidemmi“ nur noch fragwürdige Massen zum Tanzen und die DJs zur Weißglut. Die Bro-Hymne der – naja – Remmidemmi-Generation. Genau dieser Verdienst wird heute gern vergessen: Deichkind haben mit „Aufstand im Schlaraffenland“ nicht nur sich selbst neu erfunden, sondern gleich ein ganzes Genre etabliert und das Wort Bühnenshow neudefiniert – flashmobartige Bierwellen und Zitzendruckbetankung inklusive. Man kann sich heute dafür schämen, auf dem Hurricane 2007 lieber Deichkind als Pearl Jam geguckt zu haben. Oder als Student noch ein kindliches Funkeln in den Augen und eine blaue Mülltüte am Körper gehabt zu haben. Oder man ist ehrlich zu sich, seinen Urinstinkten und „Befehl von ganz unten“. Denn genau wie seine beiden Vorgänger funktioniert das neue Album nicht nur als mit Stumpfsinn gepaarte Klassenkampf-Satire, sondern vor allem ohne intellektuelle Verklärung. Als Synapsenkitzler. Als Parolenschleuder. Als politisch unkorrekter Witz. Und als Grund, endlich mal wieder hemmungslos uncool sein zu dürfen. Knicklichter und neonfarbene Kriegsbemalung? Leider geil. Trampolin- und Schlauchboot-Crowdsurfing? Leider geil. Adrenalinkick durch Partnerlook? Leider geil. Bunte Nächte als Antwort auf rote Zahlen und grauen Alltag? Leider geil. Proletarier-Hedonismus statt Bankenkulturpessimismus? Leider geil. Ein Büro-Knigge für unterjochte Burnout-Opfer in spe? Leider geil. Sinnfreier Deutschpunk mit den Urvätern Slime? Leider geil. Ironiefreier Elektroschlager mit einem schmalzlockigen Ferris im Vocoderwahn? Ungeil, aber in der Unterzahl. Sätze wie: „Die Dixiklos vom Hurricane schenken wir Lars Ulrich/ Dort kann er gerne Kacken gehen/ Hacker sind geduldig“? Leider geil. Mit Illegale Fans eine Hymne für alle quasikriminellen Musikkonsumenten auf einem Majorlabel veröffentlichen? Nur geil.

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