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    Frau Potz
    Lehnt dankend ab

    VÖ: 17.02.2012
    Text: Sarah Gulinski
    9 / 12
    Frau Potz - Lehnt dankend ab

    Ablehnung war selten so schön, auf den nordischen Deutschpunk ist wie immer Verlass. Und die Zartbesaiteten hören jetzt besser auf zu lesen.

    Sie hat gute Ausgangswerte, diese Frau Potz, denn auch wenn es sich bei „Lehnt dankend ab“ um ein Debüt handelt, gibt es die Dame im Drei-Mann-Mantel immerhin schon seit 2006. Zum Verständnis muss die Geschichte von Sänger Felix Schönfuss kurz angerissen werden. Er war zuletzt die Stimme von Escapado, die sich nach diversen Umbesetzungen in letzter Zeit nun doch aufgelöst haben; offenbar war es doch zu schwer, diese Veränderungen im Bandgefüge zu überstehen, während Escapado die Szenepolizei im Nacken saß. Schade um sie, aber gut für Frau Potz. Die lehren mit „Lehnt dankend ab“ unter anderem Folgendes: Menschen, die bloggen, sind nicht gleich Poeten, und es interessiert auch keinen ihrer 1.500 Facebook-Freunde, was es gestern zum Abendbrot gab oder wie der letzte Schiss aussah. Für Betroffene ist diese Platte ein Schlag ins Gesicht, denn Frau Potz sind ehrlich und haben Haare auf den Zähnen. Dazu schmettern die Instrumente, Schönfuss keift und alles passt zusammen dank Kurt Ebelhäusers makelloser Produktion. Was bei ihm an Punkrock-Charme verloren zu gehen droht, holen Frau Potz mit ihren Texten locker wieder rein. „Steckt euch eure Reviews in den Arsch/ Das ist nicht mehr als Vetternwirtschaft/ Nicht mehr als kalter Fraß.“ Da müsst ihr jetzt wohl trotzdem durch, Jungs, lasst es euch schmecken. Denn auch wenn dieser Punkrock nicht die Neuerfindung der musikalischen Sozialkritik ist, wurde Anti-Haltung selten so brutal, ehrlich und überzeugend schön wie auf Lehnt dankend ab ausgekotzt.