Genepool
Spalter!

Um allerdings dem Titel gerecht zu werden und die Szene zu spalten, müssten sie sich erst mal zu einer dazuzählen. Einer exklusiven Clubzugehörigkeit verweigert sich die Band allerdings schon seit gut einem Jahrzehnt vehement. Scheuklappen-Punks sind sie zu ausgefeilt, zu melodisch und zu tanzbar. Den gemeinen Discobesucher wiederum schrecken die brachialen Gitarrenwände ab, die einen Scheitel leicht ins Rutschen bringen. Dabei sind Genepool durchaus zu Hause im kühlen Neonlicht, wie der massive Synthesizer-Einsatz im sinnigerweise das Album beschließenden Song „This Is Where It All Begins“ zeigt. Da kuscheln Dead Or Alive mit Human League, nur ist der Narziss hier bloß gespielt und das Schwarze um die Augen keine Schminke, sondern Dreck. In die gleiche Richtung drängt auch „Sheiks“, das an Hits aus der Mitt-80er-Phase von Killing Joke erinnert. Mit der distanzierten Coolness jener Tage haben Genepool allerdings nichts am Hut, auch auf dem fünften Album ist ihre in Würde gereifte Angriffslust jederzeit präsent. Stürmische Beats peitschen die Songs unnachgiebig nach vorne, die Riffs bersten schier vor Fülle, und Sänger Ian Spehr bewegt sich gerne mal an der Grenze zur Hysterie, was einen hübschen Kontrast zu seinem sonst souveränen Vortrag bildet. Mit ihrem radikalen Wechselspiel der Gegensätze taugen Genepool eben nach wie vor kaum zur Konsensband. Widerwillig erwachsen gewordene Punkrocker dürfen sich hingegen über ein sattes Dutzend mit der Neunschwänzigen animierte Breitwandmelodien freuen.