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    Fleet Foxes
    Helplessness Blues

    VÖ: 29.04.2011 | Label: Bella Union/Cooperative Music
    Text:
    Platte des Monats
    Fleet Foxes - Helplessness Blues

    Drei lange Jahre ist es her, dass das Debütalbum der Fleet Foxes erschienen ist – ein Album, das größte Verzückung folgen ließ. Mit dem Nachfolger „Helplessness Blues“ hat es sich die Band nicht einfach gemacht. Gut so.

    Es ist nicht einfach, in der gegenwärtigen Zeit Musik zu machen, die von zeitlosem Wert ist. Das war mal anders. Crosby, Stills, Nash & Young zum Beispiel, die maßgeblich ihre Spuren im Sound der Fleet Foxes hinterlassen haben, nahmen innerhalb von fünf, sechs Jahren alleine oder zusammen ein gutes Dutzend zeitlos toller Alben auf. Ob es damals, vor gut 40 Jahren, einfacher war, in kurzen Zeiträumen viel überdurchschnittliche Musik zu veröffentlichen, ist schwer zu sagen. Die musikalische Evolution war zumindest weniger weit vorangeschritten. Es war simpler, Neuland zu betreten, die Arbeitsmittel waren überschaubar und die Gefahr des Plagiats geringer.

    Die Fleet Foxes standen beim zweiten Album vor dem Problem, keinen simplen Abklatsch ihres Debüts aufnehmen zu wollen, andererseits aber dessen Magie weiter zu transportieren. Die Aufnahmen gestalteten sich zu einer Pilgerreise durch diverse Studios, überschattet von Krankheit, Zeitplänen, kreativen Zweifeln, Umschreib-Prozessen und Songwriting-Phasen. Eine gönnte sich Frontmann Robin Pecknold, als Joanna Newsom ihn fragte, ob er für sie auf Tour eröffnen wolle. Sicher wollte er – und schrieb so lyrisch wie kompositorisch geradlinige Songs, denen Stimme und Gitarre genügen. Einige von ihnen finden sich auf „Helplessness Blues“ wieder. „The Shrine / An Argument“ gehört höchstens bis Minute 2:15 dazu – von dort an geht der Song auf Reisen, bis er sich nach acht Minuten im kakophonischen Saxofon-Chaos auflöst. Heißt: Die Band aus Seattle bleibt sich treu und entwickelt sich doch weiter. Sie hat ein Album aufgenommen, das kein oberflächliches Blendwerk ist. Es gibt keine eindeutigen Hits, da wollen die Fleet Foxes nicht hin. Sie wollen Wahrhaftigkeit. Der Erfolg, den ihnen ihr erstes Album beschert hat, ist ohnehin beachtlich, die Erweiterung dessen unnötig. Das können sie Mumford & Sons überlassen, die die Fleet Foxes als Folkrockband der Stunde vorübergehend abgelöst hatten.

    Viel wichtiger ist, dass die Fleet Foxes erneut ein unermesslich schönes Album erschaffen haben. Eins, das erarbeitet werden will, das keine „White Winter Hymnal“ erhält, keinen Hit, der sofort zündet. Die Songs von „Helplessness Blues“ dagegen wachsen und offenbaren erst dann all die Eigenschaften, die man sich erhofft hat. Der immense, von Gänsehaut-Chören durchzogene Schönklang ist allgegenwertig. Aber er ist nicht Mittel zum Zweck. Dort hinein arrangiert sind zart gepickte Gitarren, vibrierende Geigen, variierende Percussion. Das ist Folk der vollen Farbpalette, verborgen hinter einem Albumcover aus einer anderen Zeit. Der vorab veröffentlichte Titelsong vermittelt den goldenen Schnitt. Er fängt zart an und steigert sich in Tempo und Lautstärke. Robin Pecknolds Zeilen sind von verständlicher Poesie und dadurch besonders kraftvoll: „If I had an orchard/ I’d work till I’m sore/ And you would wait tables and soon run the store.“ Crosby, Stills, Nash & Young dürfen sich vor so viel zeitloser Schönheit mit Respekt verneigen.

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