0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

    U.S. Christmas
    Run Thick In The Night

    VÖ: 24.09.2010 | Label: Neurot/Cargo
    Text:

    Warum müssen erst sieben Hinterwäldler ihr kleines Dorf am Fuße der Appalachen verlassen, um zu beweisen, dass Space-Rock nicht automatisch Hippiescheiße ist?

    Wabernd, schleppend und repetitiv, ausgedehnt auf beinahe 80 düstere Minuten, stellt sich Run Thick In The Night im Gehörgang erst einmal quer. Die tatsächliche Größe erschließt sich spät. U.S. Christmas spielen verhallten Stonerrock, der an frühe Monster Magnet oder Hawkwind erinnert, unterfüttern ihn mit Space-Sounds aus Vintage-Synthesizern, Feedback und Drones. Tribal-Percussion untermalt Soundscapes à la Neurosis, Postrock fließt über in tiefschwarzen Indie-Americana, wie ihn Murder By Death spielen. Dazu kommt der launig-genölte, effektbeladene und manchmal gewöhnungsbedürftige Gesang von Nate Hall, der von mystischen Naturerfahrungen, unheiliger Astrologie, Esoterik und verschiedenen spirituellen Ansätzen berichtet.

    Einzelne Textbausteine und Riffs werden im Verlauf von „Run Thick In The Night“ mehrmals aufgegriffen, lassen das Album zur Einheit werden. Im Hintergrund steuern Mitglieder der Post-Metal-Band Minsk Geräusche bei. Deren Sanford Parker hat auch produziert und dafür gesorgt, dass sich U.S. Christmas hier, im Gegensatz zum Vorgänger „Eat The Low Dogs“, nicht ständig hinter Noise-Wänden verstecken. Der Jam-Charakter hat Platz gemacht für ein Konzept. Besonders in den lauten Passagen zahlt sich das aus: Die vielen unterschiedlichen Gitarrensounds verdichten sich perfekt, die Songs öffnen sich und haben Raum für subtile Melodien.

    Ihren Namen haben U.S. Christmas übrigens aus Sam Peckinpahs lakonischer Western-Parabel Pat Garrett jagt Billy The Kid (1973) mit Kris Kristofferson und Bob Dylan geborgt. Der kauzige alte Trapper taucht dort nur beiläufig in einer Erzählung auf, die kurz vor der Pointe abgebrochen wird. Genau wie dieser Film ist „Run Thick In The Night“ von einer allumfassenden Traurigkeit durchzogen, die sich nicht auf Dylan-Akustik-Nummern wie „Fire Is Sleeping“ und „Devil’s Flower In Mother Winter“ beschränkt. Man spürt sie gerade in den ausufernden zentralen Songs, dem epischen Opener In The Night oder dem wunderbaren Suzerain, verstärkt durch Megan Mulhearns Violine, die hier als neues Instrument dem Sound von U.S. Christmas eine zusätzliche Nuance verleiht. Wenn Hall in Maran bei der Zeile „Away from your cold twisted reach“ vor Verzweiflung beinahe die Stimme bricht, ist das nicht nur der emotionale Höhepunkt, sondern auch der Moment, in dem „Run Thick In The Night“ wahrhaftige Erhabenheit erreicht und so das Gesamtwerk atmosphärisch schließt. Räucherstäbchen bleiben glücklicherweise im Giftschrank.

    weitere Platten

    The Valley Path

    VÖ: 01.07.2011

    Eat The Low Dogs

    VÖ: 13.06.2008