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    The Tallest Man On Earth
    The Wild Hunt

    VÖ: 09.04.2010 | Label: Dead Oceans/Cargo
    Text: Daniel Gerhardt
    9 / 12
    The Tallest Man On Earth - The Wild Hunt

    Im letzten Song seines zweiten Albums spielt Kristian Matsson plötzlich Klavier. Vorher beweist er neun Mal: Es gibt immer noch Akkorde, die noch kein Songwriter gezupft hat.

    Oder, genauer gesagt: Es gibt immer noch Songwriter, bei denen die gleichen alten Akkorde, die alle anderen auch zupfen, so klingen, als ob sie noch nie zuvor jemand gezupft hätte. Dabei ist Matsson kein außergewöhnlicher Gitarrist und eigentlich auch kein guter Sänger mit seiner nasalen Quengelstimme – er ist aber unser Mann für den Moment, weil er verstanden hat, dass man die Dinge, auf die es wirklich ankommt, ohnehin nicht üben kann. So ist er von vornherein ein fantasievoller Texter, eher ein Trotzkopf als einer, der sich hängen lässt, und deshalb auch nie in Gefahr, mit „The Wild Hunt“ zum selbstgefälligen Tagebuch-Songwriter zu werden. Dabei geht es hier die ganze Zeit über nur um ihn selbst: Matsson krönt sich nacheinander zum König von Spanien und Kleinsten unter den Außenseitern, er hadert nicht mit der Liebe, sondern begreift sie als Voraussetzung einer Auf- und Ausbruchsstimmung, die hier verbindet und verbrüdert, aber nie nach aufgezwungenem Zeltlager-Singkreis klingt. Dass er dann auch noch ein Banjo rauszaubert, als Instinktgitarrist immer den einen Ton findet oder weglässt, den seine Melodien noch oder nicht mehr gebraucht haben, und mit „Kids On The Run“ das Kunststück einer ernsthaft ergreifenden Klavierballade zustande bringt, obwohl er damit viel näher bei Bryan Adams als Randy Newman steht – das sind die Kleinigkeiten, die einen zum Größten unter vielen machen. Eine Abschlussbemerkung muss übrigens erlaubt sein: Matsson klingt in der Tat so sehr nach dem jungen Bob Dylan, wie alle behaupten.

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