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    Jaguar Love
    Hologram Jams

    VÖ: 02.04.2010 | Label: Fat Possum/Soulfood
    Text: Britta Helm / Oliver Schröder

    It‘s Whitney, bitch. Wurde Zeit, dass der weltgrößte Schreihals sein Repertoire um 50, 60 Genres erweitert.

    Steht man drauf, sich Alben als gute Freunde zu denken, dann ist „Hologram Jams“ der, den man sich eines glücklichen Tages aus den besten Teilen der anderen zusammengenäht hat. Das Übermonster, zwei Meter achtzig groß, mit sieben linken Daumen und drei Herzen, goldgeflügelten Schuhen und Regenbögen aus allen Körperöffnungen. Längst Geschichte, was Johnny Whitney und Cody Votolato ihr bisheriges Leben lang gemacht haben – ja, auch „Take Me To The Sea“ muss inzwischen zum bloßen Auftakt umgeschrieben werden. Das hier ist ihr Meisterstück. I Started A Fire allein!

    So viel Groove und Supermelodie und Schreigesang gleich zu Beginn sind schon Grund genug, rechthaberische Zeigefinger in anderer Leute Augen schießen zu lassen. Doch nicht nur den Raumschiff-Indie haben Jaguar Love mit ihren Synthies und Whitneys unsterblicher Stimme gekapert. Da wären außerdem Techno, Country, Pop, Rock, Schlager, Rap, New Wave, R’n’B – oder, um bei den Freunden zu bleiben: MGMTs triumphale Laser in „Jaguar Warriors“, die Gefühle von Howie Carpendale in „Evalin“, Blitzen Trapper und bärtige Konsorten in „Don’t Die Alone“. Das alles böse massakriert und zu – muss man es immer wieder sagen – Hits! zusammengezurrt; unverkennbar J. Lo durch und durch. Das Debüt war nur der erste Schritt – dieses Monster kann tanzen.
    9/12 Britta Helm

    Da will wohl jemand gehasst werden – und selbst Fans der Ex-Blood-Brothers müssen sich die Toleranzfrage stellen.

    „Wie viel Plastikpop kann ich noch ertragen?“ Um da noch weiter voranzukommen, haben Jaguar Love ihren Schlagzeuger durch einen Drumcomputer ersetzt. So reißt nun auch der letzte seidene Faden, der sie am Postpunk-Trapez festhielt. Jetzt können sich Johnny Whitney und Cody Votolato mit billigen Keyboard-Effekten endgültig alle Sicherungen raushauen. Herausragendes Element bleiben ganz klar die Vocals. Mittlerweile könnte Whitney ein Buch herausgeben, in dem er die originellsten Beschreibungen seiner Stimmlage vorstellt: von „kastrierter Mickey Mouse“ bis „Geddy Lee auf Speed“ war alles dabei.

    Wer sich schon vorher aus diesem Grund abgewendet hatte, wird auch jetzt nicht zurückkehren. Allerdings erreicht Whitneys Gesang in diesem künstlichen Wave-Pop-Gepiepse noch mal eine ganz neue Dimension der Nervigkeit. Catchiness liegt nicht mehr immer in Führung vor Geschmacklosigkeit. „I Started A Fire“ bietet trotzdem und trotz aller NDW-Bezüge einen bombastischen Progrock-Teil, und „Don’t Die Alone“ klingt, als hätten es die ganz frühen Ärzte in Sachen Banalität übertrieben. Am Ende fällt es einem wie Plastikschuppen von den Augen. Mit „Piece Of My Heart“ überspannt Whitney den Bogen zum Stimmvergleich und gibt eine originalgetreue Janis-Joplin-Imitation. Noch ein nerviges Bühnenvieh, das man hassen oder lieben musste.
    5/12 Oliver Schröder

    Artverwandte

    The Blood Brothers„Young Machetes“
    Sigue Sigue Sputnik – „Flaunt It“
    Test Icicles„For Screening Purposes Only“

    weitere Platten

    Take Me To The Sea

    VÖ: 15.08.2008