Midlake
The Courage Of Others

Es gibt Fußballspiele wie aus einem Guss. Frühes 1:0, passendes 2:0, schöne Pässe, viele Chancen, ein drittes, ein viertes Tor. Ganz elegant, nie hat man Angst, nie ist einem langweilig. Und es gibt Platten wie aus einem Guss. Eine erste Melodie, die gefangen nimmt. Instrumente, die stimmig sind, die aufeinander hören und herrliche Dramaturgien entwerfen. Nie will man, dass dieses Album ein Ende findet; da schwebt die leise Befürchtung mit, dass ein zweiter, dritter, vierter Durchgang enttäuschen könnte. Hier eine Entwarnung: Der Autor ist bei 20 Durchläufen, und noch immer hat sich an der Faszination für diese ruhige, kluge Platte nichts geändert. Midlake-Songwriter Tim Smith hörte vor der Produktion wochenlang englische Folkrockbands. Er lernte ihre Arrangements und Harmonien und schrieb daraufhin einen Großteil der Lieder, die nun tatsächlich so klingen, als stünde da ein sanftmütiger Naturbursche auf einem weiten Feld in Yorkshire und sänge der Natur ein Ständchen. Im schwebenden „Acts Of Man“ geißelt Smith das Verderben, das der Mensch über die Landschaft bringt, „Winter Dies“ ist eine erhebende Hymne für die Rückkehr der Sonne, und „Core Of Nature“ zitiert Goethe, ohne dass es nach Bildungsbürgertum riecht: „Into the core of nature/ No earthly mind can enter.“ Dazu erklingt Wald- und Wiesenmusik mit Flöten, gezupften Akustik- und virtuosen E-Gitarren, die Midlake so traumwandlerisch spielen, dass man beinahe vermutet, sie hätten diese Lieder im Schlaf eingespielt. Klingt nach Langeweile? Von wegen. Dies ist ein Album aus einem Guss.