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    Mumford & Sons
    Sigh No More

    VÖ: 23.10.2009 | Label: Cooperative / Universal
    Text: Daniel Gerhardt

    „My heart was never pure“, singt Marcus Mumford am Anfang des Debütalbums seiner Band – und entlarvt sich in zwölf actionreichen Folkrockliedern selbst als Lügner.

    Zumindest das Schlüsselwort stimmt aber: Um Herzen geht es hier in jedem Song, um gebrochene, betrogene, blutende und vereinsamte, und darum, wie Mumford & Sons sie mit einer Platte aufsammeln, die sich in aller gebührenden Ernsthaftigkeit zum Imperativ in ihrem Titel bekennt. Die jungen Londoner sind die erste britische Band seit langer Zeit, die bequem genug angezogen ist, um sich ausführlich an Banjo, Akustikgitarre und Kontrabass abzustrampeln. Vor allem aber sind sie so gut darin, ihre Songs gegen den Strich zu bürsten, übers Knie zu brechen und sonst wie zu verunstalten, dass man nach dem zehnten vierkehlig geschmetterten Befreiungsrefrain sagen möchte: Hier spielen bis unters Kinn gedopte Fleet Foxes, The Low Anthem auf Steroiden oder wenigstens die jungen R.E.M., nachdem sie das College geschmissen haben, um sich den Amish People anzuschließen. Mumford & Sons begegnen solchen Vergleichen und allem, was noch kommen wird, mit tollkühner Leidenschaft. Sie graben ihre Songs unter einem Traditionsbewusstsein aus, das Country, Folk und Rootsrock verinnerlicht hat, ohne sich ihnen verpflichtet zu fühlen. Und sie überführen sie immer wieder in eine Hysterie, mit der man Squaredance-Weltmeister werden könnte. „Little Lion Man“ fliegt da als erste Single und bestes Stück des Albums voraus: ein wind- und wetterfester Rocksong im Herzen, der seinen Schlüsselmoment erlebt, wenn die Instrumente kurz verschnaufen und nur die Stimmen von Mumford und seinen Jungs übrig bleiben. „It was not your fault but mine“, singen sie und fallen dann in einem ausgiebigen Anfall von Prügelstrafe über ihr eigenes Lied her, der nicht mehr viel stehen lässt von den filigranen Gefühlsdusel-Momenten, aus denen diese Songs herauswachsen. Bevor sich Mumford & Sons da fadenscheinige Weicheier-Vorwürfe gefallen lassen, krempeln sie doch lieber die Karohemdärmel hoch und gelangen so immer wieder an den Punkt, wo ihre Musik rustikal, das Tempo angezogen und der Ton schärfer wird. Im Aufbau ähneln sich die Stücke auf „Sigh No More“ deshalb – aber dann eben auch im Effekt, der nicht nur deswegen überwältigend ist, weil die Band selbst so schön von ihrer Spielfreude und Hitzköpfigkeit hingerissen wird. „Mine is a giddy thing“, singt Mumford noch, dieser König der Löwenherzen. Auch im ersten Lied, auch glatt gelogen.

    Anspieltipps: Sigh No More | Little Lion Man | Dust Bowl Dance

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