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    The Fiery Furnaces
    I´m Going Away

    VÖ: 21.08.2009
    Text: Daniel Gerhardt
    9 / 12

    Reizüberflutung’n’Roll: Dabei haben die verlässlichen Geschwister zur Abwechslung doch mal wieder eine nahezu lupenreine Popplatte gemacht.

    Bei den Fiery Furnaces bedeutet das natürlich, dass überempfindliche Menschen und Rock’n’Roll-Spießer nur noch von jedem zweiten Song Kopfschmerzen kriegen, Strophen, Refrains, Bridges und Soli weiter in Sekundenschnelle durchgenudelt, auf-, abgebrochen oder wiederbelebt werden und der VISIONS-Klangraum nach 49 Minuten Laufzeit doch wieder aussieht wie ein fertig gespieltes Bingo-Kärtchen. Trotzdem kann man sich „I’m Going Away“ zu Morgengymnastik, Katerfrühstück, Konterbier und anderen Dingen anhören, die von vernünftigen Menschen normalerweise vor zwölf Uhr mittags erledigt werden – auch, weil der zuletzt immer etwas beleidigt dreinblickende und drauflos musizierende Matthew Friedberger nach bedingungslos chaotischen Live- und Solodoppelalben den weichen Kern seines Herzens wiederentdeckt haben muss. Für die schockierend geradlinige Klavierballade „The End Is Near“ verkneift sich der Familienmogul jede Ungeduld, um seinen ersten Song seit mehreren Jahren zu schreiben, der nicht clever, durchgeknallt oder beides gleichzeitig, sondern tatsächlich und ausschließlich anrührend ist. Schwester Eleanor hat er offenbar dazu passend ermutigt, ihren stotternden Aufziehpuppen-Gesang für neue Zwischentöne und Gefühlsbetonungen aufzugeben. Und doch bleiben es Rock’n’Roll- und Blues-Geschichten, die bei den Fiery Furnaces mit großen Kinderaugen und viel Spielzeug zu liebevoll überladenen Collagen verknüpft werden. „Drive To Dallas“ lässt sich da am fröhlichsten vom Hafer stechen: Nach überschaubarem Beginn kriegt Matthew irgendwann das altbekannte Jucken in den Fingern, klimpert sich am Fisher-Price-Piano pflichtbewusst um Kopf und Kragen und fährt das erstaunlich kompakte Drei-Minuten-Lied schließlich in einem Brummkreisel-Finale vor die Wand, aus dem auch die hoffnungslos hinterher japsende Eleanor nicht ohne Atemnot herauskommt. Alles wie immer also – einen realitätsnah umgesetzten Song namens „Asthma Attack“ hatten die weiterhin für jede Alliteration zu habenden Fiery Furnaces schließlich auch schon auf ihrem Debütalbum „Gallowsbird’s Bark“ dabei, und erfahrenes Gefolge wird in „I’m Going Away“ ohnehin manche Klangfarbe wiedererkennen, mit der einem Matthew für gewöhnlich die Ohren zukleistert. Wenn ein derart verschwenderischer Komponist wie er seine Song-Ressourcen recycelt, ist das aber natürlich nur zu begrüßen.

    weitere Platten

    Widow City

    VÖ: 12.10.2007

    Bitter Tea

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    Rehearsing My Choir

    VÖ: 28.10.2005

    Blueberry Boat

    VÖ: 06.09.2004

    Gallowsbird's Bark

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