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    The Dead Weather
    Horehound

    VÖ: 10.07.2009 | Label: Sony Music
    Text: Carsten Schuhmacher
    Platte des Monats
    The Dead Weather - Horehound

    Schwarz, dreckig und verflucht. Die „Allstar-Band“ um Jack White übt sich auf ihrem Debüt in grandioser Ruchlosigkeit, muss an verschiedenen Stellen aber noch zusammenwachsen.

    Sie nennen es „Goth Blues“. Es geht um Schwüle, um Schwere, um Voodoo und Verdammnis. Raconteurs/Greenhornes-Bassist Jack Lawrence knarzt und rattert, Alison Mosshart (The Kills) präsentiert sich rauchig und atemlos, und QOTSAs Dean Fertita übt sich weiter im Fach Oldschool-Bluesriffs, ganz im Sinne von Jack White. Letzterer hat derweil an den Drums Platz genommen, und man wird den Eindruck nicht los, dass er die Songs und seine Mitmusiker peitscht, wie er es im übereifrigen Maße mit dem Becken-Arsenal um sich herum tut. Es kracht, es scheppert, und die Vergebung bleibt weiter außer Sicht. 15 Tage Aufnahmen in seinem Third Man Studio in Nashville, und die Sache war im Kasten. Um magisch statt manisch zu wirken, hätte es etwas mehr bedurft. Aber die Zeit hat White nicht, er füllt hier die Zeit, bis Meg wieder für das nächste Album der Stripes fit ist und Brendan Benson seine Solo-Aktivitäten abgeschlossen hat. Und weil das nicht reicht, hat White vor einem Monat angekündigt, ebenfalls noch eine Platte in Eigenregie fertig zu stellen. Da will er bei Dead Weather gar nicht erst in den Vordergrund rücken, nimmt auf dem Rücksitz Platz, stellt Mosshart ans Mikro und eröffnet das Album gleich mit zwei Songs, an denen er überhaupt nicht mitgeschrieben hat. Mosshart hatte ihn schon einmal ersetzt, als es ihm stimmlich nicht gut ging, es gefiel ihm. Whites Domäne, die Gitarre, darf QOTSA-Keyboarder Fertita allein beackern. Er war bereits Tourmitglied der Raconteurs und vormals Frontmann der Waxwings. Deren Hit „Fragile Girl“ wurde von White schon einmal live gecovert. Und doch sind The Dead Weather keine „Supergroup“ im Sinne der Traveling Wilburys. Eher eine Posse, bei der ein Einzelner unweigerlich heraussticht – ob er will oder nicht. White kann sich noch so demonstrativ zurücknehmen, die ersten Live-Videos verraten deutlich, wer den Ton angibt. Insbesondere Sängerin Mosshart, die eigentlich als Priesterin dieses Sounds alles unter ihre Kontrolle bringen müsste, sucht immer wieder seinen Blick, statt sich blind auf ihn zu verlassen. Als Bühnenpersona tritt sie bislang nicht aus Whites Schatten. Die Songs sind dabei weniger das Problem. Nashville-Jack mit dem goldenen Händchen hätte sich nie auf dieses Album eingelassen, wenn das Material kein Potenzial gehabt hätte. Und wie gewohnt ist auch die kurze Aufnahmezeit kein Hinweis auf eine schlechte Produktion, sie ist immerhin sein Markenzeichen. Aber sollte der Weg hier weitergehen und die Band sich an die fortwährend zu Vergleichen herangezogenen Jeffrey Lee Pierce und Nick Cave heranarbeiten wollen, muss sie den Raum auch ausfüllen, der ihr von White freiwillig abgetreten wird. „Horehound“ ist da ein wirklich vielversprechender Start, den Rest muss die marternde Tour durch aufgeheizte Clubs bringen.

    Trivia
    Als einziger Coversong findet sich „New Pony“ von Bob Dylan auf dem Album. Er handelt von einem Mann, der sein Pony Lucifer abknallen musste und jetzt ein neues hat, das wie durch Zauber tanzen kann. Der elektrische Blues-Rock mit der erotischen zweiten Ebene und seinem „How much longer“-Chören hat alles drin: Gott, Teufel, Voodoo, Schmerz, Sex – und bringt „Horehound“, vor allem derart auf wild gebürstet, fantastisch auf den Punkt. „Well, you’re so bad and nasty/ But I love you, yes I do.“

    weitere Platten

    Live At The Mayan

    VÖ: 30.04.2017

    Dodge & Burn

    VÖ: 25.09.2015

    Sea Of Cowards

    VÖ: 21.05.2010