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    Muff Potter
    Gute Aussicht

    VÖ: 17.04.2009 | Label: Huck's Plattenkiste/Rough Trade
    Text:
    Muff Potter - Gute Aussicht

    Einfach machen sie es uns nicht. Sich selbst auch nicht. Muff Potter gehen zurück. Dahin, wo es weh tut.

    Crunchy. So klingt diese Stoner-Rock-Gitarre ganz am Anfang. Ganz schön schmutzig. Dann blafft Nagel los. Zählt seine Helden auf: Henry Chinaski, Fräulein Smilla, Teddy DuChamp, Alfred E. Neumann. Figuren, die Buchverschlinger Nagel mag, die ihn inspiriert und zu dem gemacht haben, der er ist: eine Art Punk-Poet. Klingt ziemlich gestelzt, aber so etwas ist er wahrscheinlich. Nach seinem Buch, nach den Lesetouren, nach all den verinnerlichten Büchern, den langen Gesprächen bei viel zu viel Wein und vor allem: nach all den Texten für Muff Potter. „Gute Aussicht“ ist das siebte Album. Und es dokumentiert eine Band am Wendepunkt. Wohin der führen soll, ist leider nicht ganz klar. Ob zum Besseren oder Schlechteren, wird erst der Lauf der Zeit verraten. Die Soundästhetik irritiert zunächst. Man kann nicht mal behaupten, dass das hier der Weg zurück zu rauen Punkwurzeln sei. Denn früher haben die Potters so auch nie geklungen. Geschweige denn zu einem späteren Zeitpunkt. Die Platte klingt mutwillig schepprig, widerborstig, kantig, noisy. „Das rappelt wieder im Karton“, versprach Nagel. Wahrlich mehr als je zuvor. Doch rappelt es mal nicht – wie bei der Halbballade „Mein Freund, das Wrack“ –, dann wirkt das Material spröde, zerbrechlich. Ist das vielleicht die gnadenlose Vertonung des Gefühls, wenn man plötzlich, nach all den Jahren, einen Neuanfang spürt? Ohne Majorlabel sind sie zurück im eigenen Hafen Huck’s Plattenkiste. Und teilten sich zuvor in zwei Lager. Schlagzeuger Brami und Bassist Shredder blieben in Münster, Nagel und Gitarrist Dennis zogen nach Berlin. Vielleicht haben sie sich aufgeteilt, um eine neue Mitte zu finden? Es gibt jedenfalls keine Eingeständnisse an die (alternde) Angry-Pop-Youth, dafür Wortspiele. Besonders in der ersten Single „Blitzkredit Bop“. Wenn Nagel von der Dispo-Disko und dem schönen Platz an der Hypotheke singt, ist die Substanz streitbar. Ein gutes Gegenbeispiel ist das versöhnliche „Niemand will den Hund begraben“. Das Bild eines tristen Landlebens und der damit einhergehenden Landflucht zeichnet Nagel ganz ausgezeichnet. Hier beweisen Muff Potter alte Stärken. Vieles andere muss man sich erarbeiten, sich durch Feedbackschichten und polternden Bass wühlen. Nur diejenigen, die sich am Ende nicht die Zähne daran ausgebissen haben, werden „Gute Aussicht“ ins Herz schließen. Alle anderen dürften mit gemischten Gefühlen dastehen. Sie haben es uns eben nicht einfach gemacht.

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