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    Wintersleep
    Welcome To The Night Sky

    VÖ: 06.02.2009 | Label: One-Four-Seven/Soulfood
    Text:
    Platte des Monats
    Wintersleep - Welcome To The Night Sky

    Musik an der Schnittstelle zu: Weakerthans mit guter Laune, Pearl Jam mit nicht so guter, Editors im Element und frühen R.E.M., noch frisch vom Collegerock beseelt.

    Vielleicht ist es zu früh, von einer Verschwörung zu sprechen, doch die Berichte mehren sich: Wieder ist eine Band bestohlen, wieder in ihren Van eingebrochen worden. Das ist per se kein neues Phänomen, wohl aber insofern, als es bevorzugt aufstrebende junge Rockmusiker aus Kanada zu treffen scheint – und damit eine ziemliche Minderheit, vielleicht nicht mehr nach künstlerischen, wohl aber kleinkriminalistischen Gesichtspunkten. „Seit uns das passiert ist“, sagt Dan Romano von Attack In Black aus Ontario, „trauen wir uns kaum noch, unseren Van auf offener Straße stehen zu lassen. Wir sind richtig paranoid.“ Dabei hatten Attack In Black noch Glück: Man stahl ihnen ein Päckchen Zigaretten und fünf Dollar in bar, nicht aber ihr Equipment – was für eine Band dieser Größe, deren Einnahmen die Ausgaben bestenfalls decken, leicht das Aus bedeutet haben könnte.

    Weniger Glück, doch immerhin genügend finanzielle Rücklagen, um für schnellen Ersatz zu sorgen, hatten Wintersleep aus Nova Scotia, als im vergangenen Juli in Louisiana Unbekannte ihren Van knackten und die Band um weite Teile ihrer Live-Ausrüstung erleichterten. Damals befanden sie sich gerade auf einer Null-Profit-Tour quer durch Amerika und hatten ihr drittes Album „Welcome To The Night Sky“ im Gepäck – woran man nicht nur ablesen kann, dass es grundsätzlich die Falschen trifft in dieser Welt, sondern auch und gerade: Diese kleine, feine Platte ist uns eine ziemlich lange Weile vorenthalten worden. Anderthalb Jahre, um genau zu sein, und damit eine halbe Ewigkeit nach Rock-Zeitrechnung. Andererseits unterstreicht die späte europäische Veröffentlichung jetzt, dass Wintersleep Musik von zeitloser Eleganz und enormer Cleverness machen. Etwas sehr Abgeklärtes, im positivsten Wortsinn Überlegenes spricht aus diesen zehn Songs, die eine besondere Wirkung zu entfalten scheinen, während es draußen frostig ist und nicht gerade lange hell.

    Doch auch ohne im Dunkeln zu hocken und den Menschen von der Wettervorhersage die Pest an den Hals zu wünschen, findet in Wintersleep vielleicht eine neue Lieblingsband, wer düster funkelnder New Wave („Drunk On Aluminium“), wie sie die Editors und Interpol artnah in Szene setzen, genauso schnell erliegt wie den Weakerthans in ihren optimistischen Momenten („Archaeologists“), Pearl Jam in ihren melancholischen („Dead Letter & The Infinite Yes“) und R.E.M. in ihren frühen („Astronaut“). Und das Beste daran ist: Immer wenn man meint, jetzt ginge die Schwermut doch noch durch mit Wintersleep, ziehen sie das Tempo an, lassen Drums und Gitarren anschwellen, Rhythmen brechen und ihre Songs manch wundersamen Haken schlagen. Am Ende steht ein so stimmungsvolles wie in sich stimmiges drittes Album – das erste, das auch außerhalb Amerikas erscheint. Eine Tour soll folgen, sie sind inzwischen gut versichert. In doppelter Hinsicht.

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