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    N.A.S.A.
    The Spirit Of Apollo

    VÖ: 13.02.2009 | Label: ANTI/SPV
    Text:

    Ein bisschen Irrsinn: Auf dem experimentellen Epitaph-Sublabel Anti- erscheint das wohl jetzt schon außergewöhnlichste HipHop-Album des Jahres 2009.

    Was in diesem Kontext bedeutet: in nahezu jeder Weise anders als alles, was man im Bereich der bouncenden Beats sonst so zu hören bekommt. Das beginnt bei den Wurzeln des Sounds, den die beiden Musik-Besessenen Squeak E. Clean und DJ Zegon auf diesen 17 Tracks erdachten. Anders als bei Rapmusik üblich, findet sich der Ursprung ihrer Rhythmus-Strukturen in brasilianischem Funk und karibischen Percussion-Orgien; da werden zu fetten Bassdrums die Bongos und Marimbas bearbeitet, dass es eine Freude ist. Echte Ausnahmestellung erhält das Album aber erst durch seine Gästeliste, bei der so mancher Ghetto-Homie vor Neid erblassen dürfte. Nicht nur, dass ganze Horden von superprominenten HipHop-MCs ihre Teilnahme an diesem Multikulti-Projekt zusagten – in nahezu jedem Song treffen diese üblichen Gaststar-Verdächtigen auf Kollegen aus anderen Genres, die man sich im HipHop-Kontext nur schwer vorstellen kann.

    So grummelt Tom Waits im Duett mit Kool Keith, John Frusciante groovt mit seiner spacigen Gitarre zu Reimen von The RZA, Santogold jammt mit Lykke Li und Kanye West; Yeah Yeah Yeahs Karen O singt feine Weisen zu mysteriösem Grabgeflüster von Ol’ Dirty Bastard. Am weitesten raus fallen aber die Songs mit Ex-Talking-Heads-Kunstbirne David Byrne, der mal mit Chuck D., mal mit Jurrassic 5s Chali 2na in einen spannenden Vokalisten-Clinch tritt. Das Aufzählen der insgesamt rund 30 Gäste würde den Rahmen sprengen, deshalb nur so viel: Wirklich jeder dieser Songs ist interessant, schon allein aufgrund der Frage, wie diese Parallelwelten gelebter Popkultur miteinander harmonieren und in wechselseitige Kreativität treten. Damit ist N.A.S.A. – eine Abkürzung für North America/South America, gedacht als Synonym für die Offenheit des Projekts – ein echtes Kunststück gelungen, nämlich eines dieser wirklich seltenen HipHop-Alben, die weit über den Tellerrand des Genres hinausschauen. Und damit das Zeug dazu haben, neue Akzente, Inspirationen und Ideen zu setzen, die womöglich richtungsweisend für das Genre sein könnten. Doch am Ende kommt es vermutlich wieder anders: Die Innovatoren werden von denen gefressen, die die Innovation anschließend breitentauglich glattbügeln. Hier aber ist nichts glatt, im Gegenteil: Es rollt und funkt und schmooved und pumpt fürchterlich kauzig. Gerade das macht diese Platte zu einem echten Ereignis.

    Anspieltipps: Money | N.A.S.A. Music | Samba Soul