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    The Stills
    Oceans Will Rise

    VÖ: 24.10.2008 | Label: Arts & Crafts/Alive
    Text:
    6 / 12

    Die fünf Kanadier mit den Arena-Ambitionen haben neulich vor 250.000 Menschen ein Paul-McCartney-Konzert eröffnet. Ihre neue Platte fasst das Erlebnis jetzt für die Daheimgebliebenen zusammen.

    Das Covermotiv würde sich gut auf Flyern für Technopartys in Industrieruinen machen, der Albumtitel spielt indes schon mal auf die globale Erwärmung und ihre Folgen an. Eigentlich völlig unterschiedliche Assoziationen, aber der Bilderclash hat Sinn. Der Großteil der neuen Stills-LP klingt nämlich, als wäre der Weltuntergang bereits beschlossene Sache und gerade gut genug für eine typische Autofahrer-Platte. Es regt sich nicht mehr viel über den dunklen Wassern einer immerwährenden Gegenwart, und diese Songs werden auf ihre Art immer so zeitlos bleiben wie Werbespots für Waschpulver. Von den Stills verlangt niemand das Messianische von U2, das Verwundbare von Snow Patrol, und die Verkaufszahlen von Coldplay, und doch liefert die Band genau das in vorauseilendem Gehorsam frei Haus, innerhalb ihrer Möglichkeiten, wohlgemerkt. „Oceans Will Rise“ verheiratet die abgeklärte Ästhetik des Debütalbums mit den zugänglicheren Passagen von „Without Feathers“, und quasi als Mitgift wird alles noch eine Nummer größer präsentiert. Weltschmerz mit dem Megaphon sozusagen. Oder auch Stadionrock für Leute, die lieber das Eigenheim verschönern, als echte Stadien zu besuchen, und die statt den gängigen Großmeistern zu huldigen lieber mit den Jungs aus der zweiten Reihe sympathisieren. Bei Voll-Schwulst wie „Being Here“ muss man allerdings auch wenig Abstriche machen – Sänger Tim Fletcher hat die Art von Stimme, die noch den Käsekauf bei Kaisers zur existenzialistischen Erfahrung hochstilisiert. „Snow In California“ und „Snakecharming The Masses“ sind zwei weitere Kandidaten für den Lebenssoundtrack der Single-Generation, die sich von ihren Gemütsschwankungen nicht die Plattensammlung kaputtmachen lassen will und für die The Stills hier 1-a-Ambiente abliefern. Und ein schön pflegeleichtes dazu. „Oceans Will Rise“ ist für den Indie-Hörer in etwa das, was der Gerbil für den Tierfreund ist: ein unaufdringlicher Zeitgenosse, der die Tapete nicht verunziert. Und was das Werk an mangelnder emotionaler Wucht vermissen lässt, drückt sich dafür zunehmend in handwerklicher Finesse aus. „Everything I build is falling down“, behauptet Fletcher an einer Stelle und könnte damit falscher nicht liegen. In Wahrheit geht wohl eher der ganze Rest zu Bruch, während seine neue LP poliert glänzt wie ein vergoldeter Totenkopf.

    weitere Platten

    Without Feathers

    VÖ: 26.05.2006