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    Farin Urlaub
    Die Wahrheit Übers Lügen

    VÖ: 31.10.2008 | Label: Völker hört die Tonträger/Universal
    Text:
    9 / 12
    Farin Urlaub - Die Wahrheit Übers Lügen

    Die Wahrheit übers Hören: Farin Urlaubs Spätwerk lädt immer mehr dazu ein, die Musik den Texten unterzuordnen. Fazit: Deutsch hören wir anders als Englisch. Warum?

    Englisch verstehen die meisten von uns, Deutsch denken wir. Und wenn das so ist, dann liegt es nahe, dass uns deutsche Texte mehr berühren als englische. Das hat Farin Urlaub schon begriffen, als er noch Jan Vetter war. Deutsch klingt härter, aber der Identifikationsfaktor liegt höher. Darum laufen auch im MDR ständig Volksmusiksendungen, aber wir schweifen ab… Urlaubs drittes Album ist immer noch ein Egotrip, aber er hat nicht alles allein gemacht; bestimmt schon, die Handschrift ist deutlich. Hier spielt eine Band nach den Vorgaben des Kapellmeisters, ohne ihre Identität zu verlieren und zu verleugnen. Deshalb klingt das Album wärmer als die beiden anderen Studiowerke und ist auch ein idealer Anschluss an die Liveplatte. Urlaub macht vieles richtig, weil er instinktiv auf seinen Kopf hört. Wie das geht? Er lässt sich leiten von Augenblicken, von Erlebnissen, von dem, was einen Künstler zu einem Künstler macht: Kreativität. Wenn man sich überlegt, wie „Die Leiche“ entstanden ist – an einem Gewässer natürlich –, dann muss man sich nicht wundern, dass der Text so ist, wie er ist. Das verschmitzte Grinsen lässt den Zuhörer oft nicht los, man hat den Eindruck, die Botschaft sei positiv. „Mir ging’s noch nie so gut“, lässt sich aus den Texten erschließen. Wenn man das Lyrische Ich dazu benutzt. Oder wie es an anderer Stelle stand: Noch nie war so viel Jan Vetter in einem Farin-Urlaub-Album. Die Themen werden ernster („Krieg“), aber auch differenzierter. Musikalisch hat man immer noch den Eindruck, dass Urlaub nicht von dem Ehrgeiz loskommt, einen besseren Therapy?-Song als „Nowhere“ schreiben zu wollen. Post-Post-Punk’n’Roll ist auch schwierig, wenn man die letzten zehn Jahre damit verbracht hat, sich als Musiker an seinem Instrument so zu verbessern, dass die Songs ohne Probleme aus dem Ärmel gezaubert werden. „Unscharf“ ist fast schon Schlager, und da sind wir wieder beim MDR: Der sendet deutsch und ist deutsch; man würde aber niemals auf die Idee kommen, das ernst zu nehmen. Und genau das treibt Urlaub an, jeder Song aus seiner Feder ist ein weiterer Versuch, sich zu emanzipieren und aus dem Schatten(reich) von Die Ärzte zu treten. Er möchte ernst genommen werden, als Berufsjugendlicher ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Und zwar in seiner Heimat. Das klappt gut. P.S.: Spätwerke heißen übrigens nicht so, weil sie zu spät kommen.

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