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    Travis
    Ode To J. Smith

    VÖ: 26.09.2008 | Label: Vertigo/Universal
    Text: Oliver Schröder
    7 / 12

    In Frank Goosens Roman „So viel Zeit“ sitzt der gealterte Rockfan im Auto, hört Travis.

    Ihm fällt auf, dass er Musiker mag, die ihre Songs ganz unironisch ernst meinen.

    Trotzdem würgt er Fran Healey nach nur zwei Nummern ab, weil es ihm dann doch zu viel

    des Guten wird. Das Ausdrehen von „Driftwood“ wird zum finalen Wendepunkt für die

    Protagonisten; zum Anlass, den Hintern hochzukriegen, endlich mal nach vorne zu sehen

    und einigen Menschen gehörig in den Arsch zu treten. Healeys oft belächelte

    Weinerlichkeit als Metapher für Stillstand, Selbstmitleid oder Langeweile ist ein

    unfairer Griff in die literarische Trickkiste. Auf der anderen Seite konnte man noch

    nie damit angeben, Travis wirklich toll zu finden. Schnell geriet man unter allgemeinen

    Harmonieverdacht, wurde von Spöttern in die Schublade der sentimentalen

    Tränenverkneifer gesteckt, die auf Konzerten der Schotten wildfremde Leute in den Arm

    nehmen. Als mit „12 Memories“ auch noch die Songs schlechter wurden, geriet es fast

    unmöglich, das blauweiße Fähnchen mit Stolz durch die Luft zu schwenken. „Ode To J.

    Smith“ soll wieder zur ursprünglichen Rockfrische des Debüts zurückfinden, nachdem

    selbst Healey einräumte, der Bandsound sei in den letzten Jahren zu glatt ausgefallen.

    Um Verzögerungen durch die bevorstehende Vaterschaftspause des Bassisten Dougie Payne

    zu umgehen, musste das komplette Album innerhalb von drei Monaten auf die Beine

    gestellt werden. Lästerer könnten entgegenhalten, dass der Kleine nicht mal aufgewacht

    wäre, wenn sich Payne ihn einfach umgebunden und mit in den Proberaum geschleppt hätte.

    Der Zeitdruck wirkte sich durchaus positiv auf die Arrangements aus: Von überflüssigem

    Schnickschnack und übertriebener Weichzeichnerei befreit, kann der spürbar rauere Sound

    den ewig süßen Vocals endlich mal wieder Paroli bieten. Kaum ein Song droht aus

    Schmalz-Überfrachtung zu kentern, auch wenn das Wasser gelegentlich bedrohlich nah zu

    kommen scheint. Ihr vor Jahren gegebenes Versprechen „All I Wanna Do Is Rock“ wird

    endlich mal wieder eingehalten. Ab und zu können die Schotten dann doch nicht vom

    Schwelge-Fass lassen: Beim Finale von „Before You Were Young“ zum Beispiel spürt man

    plötzlich die sanfte Hand eines Fremden auf der Schulter. Goosen hatte offenbar doch

    Recht: Auch Healey hat den Hintern noch mal hoch gekriegt, und damit vermieden,

    endgültig in der Versenkung der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Wahrscheinlich hat

    er in der letzten Zeit weniger „Driftwood“ gehört.

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