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    Deichkind
    Arbeit nervt

    VÖ: 17.10.2008 | Label: Vertigo/Universal
    Text:
    Deichkind - Arbeit nervt

    Ihre Songs nähren sich zu einem Viertel aus Dinkel. Die restlichen drei sind Kapitalo-Ingredienzien. Diese Mische haut rein, zieht auf die Tanzfläche, macht Spaß und willenlos.

    Es gibt Leute, die haben gehofft, dass die erste Single „Arbeit nervt“ nicht der beste Track des neuen Deichkind-Albums ist. Diese Hoffnung wird hiermit zerstört. Der Brecher von Titeltrack ist in seiner Wortwahl beispiellos, in seinem Tenor verständlich für jeden und im Arrangement ein Zaunpfahlwink Richtung Tanzfläche. Aber: „Arbeit nervt“ ist kein zweites „Remmi Demmi“. Das wird sich auch nicht beim Rest des vierten Albums finden. Ist aber nicht so schlimm. Die größten Hits lassen sich schließlich nicht überbieten. Sonst wären sie ja nicht die Größten! Und nun rein ins Getümmel. Wer darin wann welche Stimme hinzufügt, welchen Beat programmiert, wird verwischt. Deichkind mutiert zum diffusen großen Ganzen, das sich im Booklet als Paradiesvogel inszeniert. Tür auf, und heraus schallt ein lautstarkes „Ein Hoch/ Auf die/ Säufersolidarität“! „Hört ihr die Signale“ packt dich gleich so dringlich an der durstigen Gurgel, dass du nicht mehr flüchten kannst. Trichter ins Maul! Druckbetankung! Ab dafür! Dazu ein Beat zum Niederknien. Derbe geht es weiter, bis mit „Ich und mein Computer“ erstmals so etwas wie Anspruch Einzug hält. Das Stück hat einen – so nennen sie es – Dinkel-Beat, angelehnt an Kraftwerk. Der Rest, eine Aufzählung von Computer-Fehlermeldungen. Wirkt wie eine Fortsetzung von Heinz Strunks „Computerfreak“. Ins Absurde driftet danach „23 Dohlen“ ab, das klingt wie ein degeneriertes Endzeitszenario, perforiert von einem stampfenden Beat. Im Booklet gibt es dazu (und zu einigen anderen Songs) eine skurrile Anekdote, deren Sinn man nicht suchen sollte. Es geht ums willenlose Hinnehmen. Die ärgste Geschmackssache des Albums ist wohl „Luftbahn“. Mit dem ekeligen Vocoder-Inferno klingt der straighte Popsong kaum noch wie Deichkind, sondern wie O-Zone im Clinch mit Cher. Später dann „Gut dabei“, basierend auf einem fulminanten Sample des Gary-Glitter-Glam-Stompers „Rock And Roll, Pt. 2“. Wieder ein Brecher. Ins letzte Drittel lockt das lüsterne „Travelpussy“. Männer mögen sich den Text auf der Zunge zergehen lassen. Gilt auch für den Debil-aber-geil-R’n’B von „Komm rüber“. Sicherlich: Hier wird P(r)olonäse um das Prekariat getanzt. Doch grenzen Deichkind niemanden aus. Sie haben nette Türsteher engagiert. Die lassen jeden in diese Großraum-Trashpop-Dorfdisco. Geisteskrank, aber gesund. Oder mit Das Bo gesprochen: „Dumm aber schlau“.

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