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    Caspian
    The Four Trees

    VÖ: 18.07.2008 | Label: Make My Day/Alive
    Text: Patrick Agis-Garcin
    8 / 12

    Im dicht besiedelten Postrockland sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. „The Four Trees“ ragt trotzdem heraus.

    Und das, obwohl Caspian aus Beverly/Massachusetts sich auf ihrem in den USA schon im April 2007 erschienenen Debüt vielmehr auf bewährte Tugenden verlassen als neue zu entwickeln. Soll heißen: Wer Platten von Explosions In The Sky, Mono oder This Will Destroy You sein Eigen nennt, wird sich auf „The Four Trees“ gleich heimisch fühlen. Doch der ausgefeilten, zuweilen atemberaubenden Schönheit der Bilder, die Caspian hier mit kunstvollen Pinselstrichen auf die Leinwand malen, tut das keinen Abbruch. Da werden kristalline, in Hall ertrinkende Gitarren an Land gespült wie Wellen an den Meeresstrand, bis plötzlich Sonnenstrahlen die Szenerie durchfluten, als hätte der Allmächtige höchstpersönlich die Gardinen vom Fenster genommen. Dann wiederum tauchen einsame Berggipfel vor dem geistigen Auge auf, auf denen Schneekrönchen im gleißenden Winterlicht aus dem Boden sprießen. Und gerade als man beginnt, sich von der friedvollen Harmonie regelrecht einlullen zu lassen, lassen Caspian plötzlich graue Wolken über dem paradiesischen Idyll aufziehen. „Crawlspace“ etwa zeichnet mit dezentem Gitarrenpicking, geisterhaftem Feedbackschwirren und perkussiv polternden Drums ein klaustrophobisches Szenario von labyrinthartigen Gängen und der endlosen Flucht vor dem gesichtlosen Unbekannten, der hinter der nächsten Ecke lauern könnte. Caspian verstehen sich bestens darauf, ihre luftigen, himmelweiten Harmonien im richtigen Moment mit unheilvollen Schatten zu kontrastieren und sorgen gerade im Mittelteil von „The Four Trees“ mit Nachdruck dafür, dass der Lautstärkepegel nach oben ausschlägt – man lausche nur dem furiosen, donnernden Bratzgitarren-Finale von „Brombie“. Beruhigende Ambient-Passagen spenden anschließend Balsam für die geschundene Seele und senken den in die Höhe geschnellten Puls wieder auf eine erholsame Schlagzahl. Bevor zum Schluss nochmals mit aller Kraft nach den Sternen gegriffen wird, versteht sich. Es sind diese gelungenen Spannungsbögen und die perfekt austarierte Dynamik zwischen sanfter Zurückhaltung, bombastischer Breitwand-Epik und kraftvoller Eruption, die dafür sorgen, dass „The Four Trees“ nie an Spannung verliert und trotz der Vielfalt seiner Bilder einen ganz natürlichen Fluss entwickelt. So klingt diese Platte ganz so, wie der Name es verspricht: monumental. Massiver Stamm, feine Verästelungen. Mächtige Gestalt, erstrahlend in erhabener Eleganz. Ein Plateau, das eine wunderschöne Aussicht auf die Dinge bietet.

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