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    Daturah
    Reverie

    VÖ: 28.03.2008 | Label: Golden Antenna/Broken Silence
    Text:
    8 / 12

    Fünf Songs in 60 Minuten und ein solcher Albumtitel. Die Indizien täuschen nicht: Daturah machen instrumentalen Postrock. Guten noch dazu.

    „Der Gesuchte gehört nicht der Gesellschaft an. Keiner Partei“, spricht Klaus Kinski noch halbwegs gelassen, bevor er energischer wird und seine Bühnenrede in unberechenbares Gebrüll ausbricht. Wir hören nicht „Jesus Christus Erlöser“, sondern „Hybrisma“, den besten Track auf Daturahs zweitem Album. Die Gitarren haben sich zu einem gewaltigen Riesen aufgetürmt, so dass man Kinskis wutentbrannte Worte kaum noch verstehen kann. Die Kontrolle gehört aber eindeutig dem musikalischen Giganten, der selbst bei größter Hysterie noch die Beherrschung behält. Melodie im lärmenden Chaos. Ein wunderbarer Track, der charakteristisch ist für den Musikstil Postrock – auch wenn dieser an sich gar kein Musikstil ist. Eher eine Gegenbewegung zum Rock. Denn wo Rock mit seinen Riffs und typischen Songstrukturen nun mal Rock ist, Metal nun mal Metal und Klassik nun mal Klassik, kann Postrock all das zusammen sein. Postrocker nutzen ihre Instrumente auf andere Weise, erzeugen lange Intros, Feedbacks, nutzen Samples, bauen Spannung auf, erzeugen Atmosphäre, brechen auf dem Höhepunkt aus und werden wieder leise. Der Hörer soll aufmerksam sein, soll zuhören und darf sich dafür zwischendurch den Gitarrenwänden hingeben. Ein kleiner Exkurs der auch „Reverie“ bestens umschreibt und uns die üblichen Referenzen wie Mogwai oder Explosions In The Sky und die musikalischen Umschreibungen wie Klangteppich oder Kopfkino erspart. Dass dieses Genre auch nach Jahren noch Spaß macht, neue Ideen und gute Bands hervorbringt, beweist „Reverie“ ein weiteres Mal. Ein Albumtitel, den Daturah gekonnt umsetzen: Sie lassen dir Zeit, wiegen dich in Sicherheit und reißen dich dann mit und lassen so schnell nicht mehr los. Ein schöner Albtraum.