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    Get Well Soon
    Rest Now, Weary Head! You Will Get Well Soon

    VÖ: 18.01.2008 | Label: CitySlang
    Text:
    Platte des Monats
    Get Well Soon - Rest Now, Weary Head! You Will Get Well Soon

    Kitsch ist, was man draus macht. Konstantin Gropper versammelt morbide Cheerleader, Weihnachtsmusik und ein Orchester zum opulenten Lebensretterwerk für Geduldige.

    Große Symphonien schreibt man nur alleine. Das war vor rund 170 Jahren bei Richard Wagner so, und das ist so beim wohl einzigen Menschen, der dem großen Komponisten je eine EP mit drei Walzern über das Leben und Sterben von König Ludwig II. gewidmet hat. Konstantin Gropper bastelt nicht einfach so Songs, er denkt sich etwas dabei, manchmal so viel, dass man fast nicht durchkommt. Und doch reißt schon der erste weltbewegende Chor des Präludiums alles mit und lässt erst zur Coda wieder los. So gehen Alben, das ist opulent und formvollendet und ein kleines bisschen paranoid. Wie der Mittzwanziger in „You/Aurora/You/Seaside“ immer wieder „You are apart/ You are a part“ singt und dann die Trompeten seine lebensfertigste aller Beruhigungsstimmen ablösen. So geht Melancholie ganz unten; wenn jemand, der so singt, sich nicht erhängt, dann wird alles gut. Bald. „In Alaska there’s no refridgerator needed/ It’s always cold and cold and cold“. So geht Ironie, die allerfeinste, die keine Miene verzieht. Die umständlichen Songtitel sehen aus wie von Sufjan Stevens verdacht, die rumpelnden Bläserarrangements klingen nach Beirut, und die ersten Sekunden von „I Sold My Hands For Food So Please Feed Me“ sind entrückter als Radiohead bei Nacht. Dann stampft ein Beat an die Tür. Get Well Soon sind eine siebenköpfige Band, ein Orchester mit Schlagzeug, Akkordeon und Klavier, aber eigentlich sind Get Well Soon nur Konstantin Gropper, der sich das alles ganz alleine ausgedacht hat, innerhalb von Jahren, zu Hause in Oberschwaben, und dann Schicht für Schicht in den Computer gefüttert. Die raumgreifenden Rhythmen, die todtraurigen Melodien, die kleinen Spielereien. Den Kitsch. Die Deprihymne „Christmas In Adventure Parks“ war schon auf der ersten seiner zwei Weihnachts-EPs drauf; dem antikapitalistischen Walzer „People Magazine Front Cover“ leiht seine Schwester Verena Geige und Stimme. Das Geschwisterlied „Your Endless Dream“ singt er mit der irischen Singer/Songwriterin Wallis Bird zusammen und lässt dabei seine Stimme noch tiefer zwischen die folkig dahinzischende Dampflok fallen. Und selbst wer sich vor so viel Elegie windet, hat immer noch die manischen Cheerleader der obskur düsteren Single „If This Hat Is Missing I Have Gone Hunting“, wie sie sich mitten im Song an den Bühnerand stellen und die Ruhe stören: „Shoot, baby! Shoot! Baby, pull the trigger! Fire a bullet, an arrow or a poisoned dart, baby! Shoot, baby! Shoot! Free us from the pressure! With a rifle or a gun! We can’t live forever!“ Als Lebenshilfe will Gropper seine Musik verstanden wissen, mit Licht am Ende, das man nur vom Dunkeln aus sieht. „We Are Safe Inside While They Burn Down Our House“ heißt eine Art vorsichtiges Liebeslied, das Akustikgitarre und Streicher sanft über die Wipfel zieht, und er meint das optimistisch. So wie das Underworld-Cover „Born Slippy“, das sich träumerisch leicht einfügt zwischen Schlafzimmer und Konzerthaus und ein kleines Zeichen gibt, dass der Künstler irgendwann einmal kurz draußen war und nachgeguckt hat, was die Welt so macht ohne ihn, bevor er sich wieder abschottete, um seine Symphonie zu schreiben.

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