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    Babyshambles
    Shotter's Nation

    VÖ: 28.09.2007 | Label: Parlophone/EMI
    Text:
    9 / 12

    Zurück zum guten alten Missverhältnis: Dohertys Leben ist ein öffentlich ausgetragenes Trauerspiel – sofern es nicht die Musik betrifft.

    Der Musiker Peter Doherty war nicht tot, er roch nur langsam streng. Es war der beißende Geruch von Pisse und Blut, Gin und frischer Druckerschwärze, der ihn seit der „Blinding EP“ begleitete. Der Duft der kleinen, engen Scheißwelt, in die sich Doherty – mal mit, mal ohne Supermodel an der Hand – verrannt hatte und aus der die Platte wie ein allerletztes müdes Lebenszeichen herausgähnte, fünf Songs lang, rundherum uninspiriert, so seltsam egal, wie man es immer befürchtet hatte. Schon deshalb musste es dieses zweite Babyshambles-Album geben, das aus dem Nichts kam und vielleicht ins Nichts verschwinden wird: Das Drehbuch zur Seifenoper „King Gossip Doherty“ mag einst ein tragisches Schlusskapitel finden – als Liedschreiber verdient der wahre der beiden Libertines-Erben einen Abgang in Würde (was ein unwahrscheinliches Wort ist in seinem Kontext). Wie genau es Doherty angestellt hat, die Platte zu schreiben, mit seiner notorisch losen Band aufzunehmen und Stephen Street (u.a. The Smiths) als Produzenten zu gewinnen, wird sein Geheimnis bleiben. Es ist auch gar nicht wichtig zu wissen, wenn man erst akzeptiert hat, dass es im Kosmos Dohertys mehr Fragen als Antworten gibt. Die Ironie an „Shotter’s Nation“ ist, dass dieser schwerkranke Mensch die wohl aufgeräumteste Platte seines Lebens gemacht hat, während er fernab der Musik tiefer denn je ins Chaos stürzte. Die Songs wirken fahrig, trotzdem nicht zerfahren. Babyshambles haben ihnen eine unverhoffte Griffigkeit entlockt, die erst ab Mitte des Albums ihren vollen Reiz ausspielt und dem hastigen Punkrock warmherzigen 60s-Rock entgegensetzt. Dazu träumt sich Doherty abermals durch ein mythisch-verwunschenes Britannien, wie eine Mischung aus Märchenerzähler und gebrochenem Held. Es sind Geschichten aus dem Jenseits. Musikalisch ist nicht zu rechtfertigen, wie jemand, der vor zwei Jahren das erste Babyshambles-Album mochte, das zweite nun ans Ende der Welt wünscht. Wenn man genug hat von Doherty und Band, liegt es an seiner medialen Überpräsenz, am Overkill aus schlechten Schlagzeilen und unverlangten Einblicken in sein zerrüttetes Innen- und Außenleben. Hoffen wir, dass es die einzige Überdosis im Zusammenhang mit Peter Doherty bleibt.

    weitere Platten

    Sequel To The Prequel

    VÖ: 30.08.2013

    Down in Albion

    VÖ: 18.11.2005