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    The Coral
    Roots & Echoes

    VÖ: 31.08.2007 | Label: Red Ink/Rough Trade
    Text: daniel gerhardt

    Da machen sie keinem mehr was vor: Auch das fünfte Album von The Coral führt Wurzelbehandlungen der britischen Popmusik durch und hört fernen Echos von früher den Herzschlag ab.

    Es gab einen Moment im Sommer 2005, da schien The Coral nur noch die Liebe zum Gras zu verbinden. Gitarrist Bill Ryder-Jones hatte die Band verlassen um sein Privatleben auszubeulen, die anderen machten eher pflichtbewusst als enthusiastisch weiter, und es war auf einmal sehr einfach, sich einzubilden, dass schon das letzte Album „The Invisible Invasion“ diese Entwicklung vorweggenommen hatte. Allzu abgeklärt schien die Platte, weitgehend vergessen die Experimentierfreude ihrer Vorgänger, mit der sich The Coral ihrer vermutlich angeborenen Grundverpenntheit immer wieder entgegenstellten. Sie waren entweder erwachsen oder langweilig oder beides geworden, sie konnten sich deshalb nicht mehr riechen – und sie haben gerade noch mal die Kurve gekriegt. „Roots & Echoes“ macht nach selbstverordneter Bandpause zwar nicht viel anders als „The Invisible Invasion“, aber dafür fast alles besser. Auch diese Platte ist ausgesprochen abgeklärt, fühlt sich jeder zweiten Musiktradition Englands verpflichtet und findet deshalb zwischen unfrisierten Folksongs, vornehmen Merseybeat-Verbeugungen und gemütlich mittanzbarem Northern Soul keine Zeit für die alten Schrulligkeiten. Weil der weiterhin schön schläfrige Sänger James Skelly jedoch eine strikte Dope-Rationalisierung einführte und die Rückkehr von Ryder-Jones The Coral zusätzlichen Antrieb gab, erlebt man sie diesmal bedeutend aufmerksamer, mit viel Gefühl in den Fingerspitzen und wachem Auge für den zusätzlichen Kniff, der gewöhnlichen Popsongs das Präfix „außer-“ voranstellt. Für die traditionell Erfolg versprechende Single „Who’s Gonna Find Me“ besorgt das eine Fuzzgitarre, die sich mürrisch am Song abarbeitet. Im Tempo machenden Skiffle „In The Rain“ sind es die Ausbremsmanöver einer sturen Dreiton-Orgel und ein hinreißend über den Haufen geworfenes Gitarrensolo. Und ganz am Ende stehen die Entdeckung eitler Burt-Bacharach-Streicher und eine erste Idee davon, wie man sie zur Beruhigung des nervös trippelnden „Music At Night“ gebrauchen könnte. Zeit für solche Gedankenspiele blieb The Coral übrigens nur, weil Noel Gallagher ihnen seine höchsteigene Studioscheune und das dort gehamsterte Vintage-Equipment zur Verfügung stellte. Daher nicht auszuschließen: dass sie den alten Trick, die eigene Selbstgefälligkeit erfolgreich zur großen Bandstärke zu erheben, ebenfalls vom gerissenen Oasis-Gehrin haben.

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