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    Klaxons
    Myths of the Near Future

    VÖ: 30.01.2007 | Label: Polydor/Universal
    Text:

    Wenn die Zukunft vorbei ist, werden alle wieder Dr Pepper trinken und niemand mehr Bionade. Menschen werden sich die Köpfe halten, und ihre Beine werden den Klaxons gehören.

    In Großbritannien läuft der großangelegte mediale Versuch, diese Band nicht zu all ihren jungen wilden Landsmännern zu werfen, unter dem Namen „New Rave“. Dieses neu aufgelegten Genres Vorreiter sollen die drei in London postierten Mitte-20-Jährigen sein, und wer Besseres zu tun hat, als sich um Worte zu streiten, der kann damit arbeiten. Beruhigend ist das noch lange nicht, denn Ruhe mögen die Klaxons nicht. Ihren Bandnamen haben sie vom griechischen Wort für „kreischen“ abgeleitet, und ihr Debütalbum wird längst fleißig beschrien. Es lässt sich aber auch zu vorzüglich hysterisch sein zum aufgeregten Elektro-Indie-Sound, der psychedelische Synthies an nervöse Gitarren drängelt und die ganze zuckende Maschine per Starkstrom zusammenhält. Dabei geht es mit „Two Receivers“ noch relativ unhektisch los, wenn auch umso düsterer und atmosphärischer, bevor im literarisch inspirierten „Atlantis To Interzone“ die Keyboard-Sirenen kreischen und das füllig schwebende „Golden Skans“ die fast poppige Melodiekeule schwingt. „Myths Of The Near Future“ lebt von berechnenden Tempowechseln, kopflos vibrierender Energie und übersinnlichen Texten. Die Beats kommen aus dem tiefsten Untergrund, die Zeilen darüber beschwören mehrstimmig Unheil herauf. Ungemütliche Visionen ziehen sich durch einen Großteil der Songs, das letzte Licht flackert blau über der Tanzfläche und fährt eiskalt ins Mark. Beinmuskeln spannen sich an. Wo kein Entkommen ist, zappelt man auf der Stelle am Haken. Was genau Ursache der mitreißenden Unruhe ist, bleibt vorenthalten, während ein Versprechen hypnotisiert: „Come with me, come with me/ We’ll travel to infinity/ I’ll always be there, uh-oh my future love“. Die Zeitmaschine ist abflugbereit, die Lämpchen blinken, Kerosin macht die Luft schwer. „Magick“ treibt mit Radio-4-würdiger Percussions-Action, bevor der Refrain zum Mantra entschleunigt: „The glitter on the snow, the place to always go/ Do what you will, do what you will“. Gewidmet: Aleister Crowley. Nicht einmal das zu Oakenfield-Zeiten so harmlose „It’s Not Over Yet“ behält bei den Klaxons seine zahme Unverbindlichkeit. Hymnisch durchdringt die Wiederholung die Oberfläche und macht den privaten Kitsch zur Tragödie von Welt. Die mag in Kürze untergehen, wir gehen mit den Klaxons.

    weitere Platten

    Surfing The Void

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