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    Explosions In The Sky
    All Of A Sudden I Miss Everyone

    VÖ: 16.02.2007 | Label: Coop/Rough Trade
    Text:
    Explosions In The Sky - All Of A Sudden I Miss Everyone

    Postrock, der Flügel schenkt. In einer Dreiviertelstunde und sechs Songs erleben sich Explosions In The Sky einmal rund um die Welt und über den Rand hinaus. Ohne Worte.

    Das längste Stück ist über 13 Minuten lang, das kürzeste keine vier und damit so etwas wie ein neuer Knappheitsrekord der Band, nimmt man die Projektplatte „The Rescue“ einmal aus. Für die haben sich die Texaner nur zwei Wochen Zeit gelassen, fürs neue Album rund drei Jahre. Explosions In The Sky wissen, was sie sich mit „The Earth Is Not A Cold Dead Place“ geschaffen haben und sind dem eigenen Werk keine Steigerung schuldig. „All Of A Sudden I Miss Everyone“ kommt trotz seines Emotitels im Gegenteil fast ein wenig verspielter daher, es spannt aus kleinen Melodien große Bögen und opfert die leisen Momente zu keiner Zeit den lauten. Anders als bei anderen Instrumental-Epikern sind im Kosmos der Explosions ruhige Sphären nie nur Warten, Ausbrüche nicht wütend oder brutal. Die Verzerrung ist da, das Rappeln, aber auch die lebensverliebten Gitarren und das sanfte Piano, aus denen sich die Klimaxe hellwach hochreißen. Wie auf der Bühne legt die Band keinen Wert auf Applauspausen, sondern hält dann inne, wenn Zeit für Luft und Spannung ist, um dann wieder nach vorne zu sprudeln. Die Songs fließen ineinander, ohne zu verlaufen, nur Nummer fünf, „Catastrophe And The Cure“, lässt gleich zu Beginn aufhorchen und vor lauter Energie und regelrechter Tanzbarkeit fast auf einen Sänger mit schlimmem britischen Akzent warten. Der kommt natürlich nicht, so wenig wie jeder andere Sänger, denn was wäre so einem Albumtitel, so einer Musik noch hinzuzufügen, ohne sie zu schwächen. Und weil die Songtitel einziger Hinweis auf eine mögliche Geschichte bleiben, spinnt das befreite Hirn sie sich selbst zusammen. Der suchende Fischer auf dem Cover ist eine mögliche Version, die wilde Wüste Texas eine andere, und Songs wie „Welcome, Ghosts“ sorgen für überirdische Hirngespinste. Gemein ist allen Interpretationen das Bild einer großen Weite, in der man sich verlieren, aber auch finden kann. Letzteres haben Explosions In The Sky längst und vollbringen so immer wieder das nebensächliche Wunder, zu viert in klassischer Rockbesetzung Klänge zu produzieren, die größer sind als sie selbst. Ihr wohl wunderbarster Verdienst dabei: den Postrock nicht zur Endzeitvision zu machen, sondern als immer wieder positiven Aufbruch zu begreifen. Das haben sie auf allen bisher erschienen Alben geschafft und jetzt erst recht.

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