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    Mediengruppe Telekommander
    Näher am Menschen

    VÖ: 05.05.2006 | Label: Mute/EMI

    Ein Trend kocht über und die Revolution kaut schon fleißig auf ihren Kindern. Erst rumorte es im Underground, dann spie er diese zwei komischen Sloganizer aus, und schließlich mussten sich Kritiker von der Wucht ihrer Konzerte umrempeln lassen.

    Wartet nur, ihr Rave-Heinis, werden sich da viele gedacht haben, wer zweimal in die selbe Richtung rennt, gehört schon zum Establishment. Elektroclash? Ich bin doch nicht blöd. Das ist tatsächlich die Falle, wenn man so laut nach oben rauscht, aber das wird die Kommander überleben, dafür sind sie Medienprofis. Der Versuch, die gesammelten Zeugnisse abschätziger Reaktionen zur ersten Single („Bild dir deine Meinung“) zu machen, ist da schon ein Anfang. Dahinter hat das Album aber noch mehr zu bieten. Stücke wie „Sprengkörper“, „Mein Herz“ („…ist schwarz wie eine Coca Cola“) oder „Gekleckert“ sind vielleicht nicht so auf Brechstangen-Beat produziert, können es aber mit den Hits des Debüts aufnehmen. Aber, ach ja, die Psychologie. Nichts ist so alt wie die Revolution von gestern. Niemand nimmt doch wahr, ob die MTK jetzt über Gesellschaft oder Zwischenmenschliches singt. Beim so genannten AgitPop wird so markig geurteilt wie auf der Bühne die Slogans geklopft werden. Bei diesem Hopp-oder-Topp-Spiel musste die MTK diesmal einfach verlieren. Zu den Konzerten werden trotzdem wieder alle kommen, und niemand wird mehr darüber nachdenken, welcher Song auf dem ersten und welcher auf dem zweiten Album war.
    Carsten Schumacher – 8

    Eine ganze Weile waren sie still, haben gewartet und sich ganz sicher gefreut, wie „Die ganze Kraft einer Kultur“ im Elektrotrend aufging. Wie der Name sagt: Man war nah dran, mit dabei mit der wilden Jugend, flippte aus auf der Bühne. Volle Kraft. Die Revolte! Wir sind wenige, aber wir sind laut und anders. Das musste her und war gut. Doch jetzt plötzlich schon die Abrechnung mit dem Banddasein? Den Mythen, gar dem Trend, ohne den ihnen wohl kaum jemand zuhören würde? Mit dem notorischen Partygänger, der ja nicht mehr anders kann mittlerweile – „jedem sein Disco-Fiasko“? Gewagt. Kommt nicht gut. Auch drischt die Mediengruppe nun gern Phrasen, anstatt Slogans zu schreien: „Beim ersten Mal tut’s immer weh.“ „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.“ Nun ja. Der zackige, vermeintliche Minimal-Elektro ist dabei so gut wie gehabt. Und tanzbar sowieso. Aber der echte Widerstand? Ist „durchgebrannt“. Schade eigentlich. Beklagen kann sich jeder. Und affektiert sein auch. Besser werden dadurch weder Zustände noch Gesang. Dann lieber Deichkind, die sich mit „Aufstand im Schlaraffenland“ jenseits von allem geschifft haben. Mit voller Absicht, durch und durch glaubhaft und musikalisch weitaus beeindruckender.
    Philipp Welsing – 4

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