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    The Flaming Lips
    At War With The Mystics

    VÖ: 30.03.2006 | Label: Warner
    Text:
    8 / 12
    The Flaming Lips - At War With The Mystics

    Aus einem Berg voller Erwartungen wandelt sich eine Flaming Lips-Platte zwischen Futuristen-Funk und zarter Lebensbejahung.

    Es gibt Menschen, die führen einen Vorfreudekalender, in denen sie erfreuliche zukünftige Ereignisse eintragen, um sich so über die tägliche Tristesse zu mogeln. Das Datum der neuen Flaming Lips gehört da hinein. Das Wissen, schon sehr bald neue Lieder dieser Gruppe zu hören, schützt vor innerer Erkältung und schlappen Knochen. Das Problem dabei: Wenn’s dann da ist, muss es sich ganz irdischen messen lassen. Also, ganz pragmatisch: „At War With The Mystics“ ist eine gute Flaming Lips-Platte, aber es gab schon bessere. Sie ist mutig, denn Wayne Coyne war größenwahnsinnig genug, sich an purem Funk zu versuchen. Die Flaming Lips ohne Größenwahn sind nichts wert, und daran krankte der elektronische Vorgänger „Yoshimi Battles The Pinkt Robots“, der lediglich intelligent vor sich herpluckerte. Coynes aktuelle Kriegserklärung an die Mystik kommt da gerade recht: „It Overtakes Me“ schrieb er in der Vorstellung, er sei eine masturbierende Gwen Stefani, der Auftakt „The Yeah Yeah Yeah Song“ ist ein kosmischer Beat-Boogie über Machtmissbrauch, „Free Radicals“ widmet sich dem religiösen Fundamentalismus und sprüht kühle Funken wie eine trockengelegte Prince-Nummer. Das alles ist interessant, aber hatte man sich wirklich darauf gefreut? Es fällt zunächst wenig schwer, das Album direkt vom Hoffnungsträger zur Herzensangelegenheit zu machen, aber es spricht für die neue Poesie der Flaming Lips, dass die ruhig-besinnlichen Momente das größte Spektakel sind. „Mr. Ambulance Driver“ funktioniert als wunderschöner Popsong auf der Basis einer Rettungswagen-Sirene, die drei kosmischen Kompositionen über den Blick zu den Sternen stellen jeden Nachtschwärmer ruhig, und das tatsächlich so betitelte „Pompeii am Götterdämmerung“ – inklusive dem Motiv der deutschen Nationalhymne als Intro – ist bei allem Bombast eine zarte Hymne an das Leben, das sich zwei Suizidgefährdete nehmen wollen, bevor sie am Rand des Vulkans ihre gemeinsame Lebenskraft entdecken. Zu allen Liedern soll es eigene Videos geben. Einen Eintrag in den Vorfreudekalender ist das auf jeden Fall wert.

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