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    Arctic Monkeys
    Whatever People Say I Am, That's What I'm Not

    VÖ: 20.01.2006 | Label: Domino/Rough Trade
    Text:
    Platte des Monats
    Arctic Monkeys - Whatever People Say I Am, That's What I'm Not

    Generationenkonflikt ausgetrickst. Weil sich manche Dinge im Leben nie ändern und vier Engländer, die nach Schülerband aussehen, davon singen, erreichen sie die Jungen und die nicht mehr ganz so Jungen. Einem guten Song entwächst man nun mal nicht.

    Der Moment, in dem uns klar wurde, was Arctic Monkeys angerichtet haben, war der Moment, als ein grauhaariger Brite seinen prächtigen Bauch durch die Reihen drückte, vor uns anhielt, kurz grimmig dreinsah, die Faust (mit Bierflasche dran) zur Decke riss, aufschrie und uns jubelnd in die Arme fiel. Ab da gab’s keinen Zweifel: Die Alten hier sind nicht die Väter, die auf ihre Kinder aufpassen, weil die mit 14 oder 15 für ein Konzert von England bis nach Köln fahren. Die Alten, das sind die Fans, die größeren, fanatischen, und vielleicht sind ihre Söhne und Töchter nur deshalb mitgekommen, weil es an solchen Abenden sicherer ist, auf seine Eltern aufzupassen. Später, immerhin, ging ihnen das „Yorkshire, Yorkshire!“ gemeinsam über die Lippen, den Jungen und Alten, und es kann sein, dass das der Moment war, als Arctic Monkeys klar wurde, was sie angerichtet haben.

    Wir irrten in einem Punkt (wohl der Euphorie darüber geschuldet, Britanniens jüngste beste Band an einem 11.11. in Köln zu sehen, derweil draußen die Stadt aus anderen Gründen Kopf steht): Arctic Monkeys können auch was anderes als Hits. Ihr Debüt heißt „Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not“, und das ist ein schöner Name für ein Album, das Kanten nicht scheut, sondern sie im richtigen Moment sucht. Klar stehen sie, wo sie stehen, weil sie all diese selbsthaftenden Songs schreiben. „Fake Tales Of San Francisco“ und „Scummy“ und „I Bet You Look Good On The Dancefloor“ und „From The Ritz To The Rubble“. Es hat das Zeug zum derzeit größten Rätsel im Pop: Wie können so junge Männer ein so verdammt gutes Gespür dafür haben, was einem Song gut tut und was nicht? Die sehen aus wie 16, sind keine 21, stecken in schlaffen Pullis und werden für jede Rock’n’Roll-Pose gefeiert, in die sich nicht werfen.

    Das hier ist echt, weil es sich nicht drum schert, echt zu sein oder so zu wirken. Weil es Humor hat, die unfreiwillige Art, und weil es, zurück zu gerade, kein Hit-an-Hit-Album sein will, sondern ein Großes und Ganzes ohne nahes Verfallsdatum. In der Mitte kommt man an diesen Punkt. Da braucht die Platte mehr Zeit, weil sie sich sträubt, so prompt erschlossen zu werden wie die Singles zum Empfang. In den Minuten lernt man, um was es Arctic Monkeys geht. Nicht um unbedingte Tanzbarkeit – die versüßt es –, sondern um den Song als bestes Mittel, wenn du etwas über dein Leben und das der anderen zu sagen hast. Es gibt Dinge, die laufen mit 20 schief und noch mit 40. Es ist der ewiggleiche Scheiß, er lässt sich nur immer wieder neue Verkleidungen einfallen. Weil Arctic Monkeys das begreifen und es in fabelhafte Lieder übersetzen (die Titel!), haben sie Menschen im Publikum, die alt genug sind, um ihre Väter zu sein. Die sich Urlaub nehmen und der Band aufs Festland folgen, um sich in einem Pulk hopsender Teenager wiederzufinden. Ein bisschen Lokalstolz besorgt den Rest. „Yorkshire, Yorkshire!“ Kinder haften für ihre Eltern.

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