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Miterfinder des Punk: MC5-Gitarrist Wayne Kramer ist tot

Pate des Punk

Wayne Kramer ist tot
Als Mitgründer und Gitarrist der legendären MC5 war er Punk, bevor es Punk gab. Er saß wegen Drogenhandel im Gefängnis. Er kehrte in den 90ern erfolgreich solo zurück. Jetzt ist „Brother Wayne“ Kramer plötzlich verstorben.
Wayne Kramer Scott Dudelson Getty Images
Wayne Kramer 2019 (Foto: Scott Dudelson/Getty Images)

Gestern Abend machten die Social-Media-Profile von Wanye Kramer und MC5 in aller Kürze Kramers Tod öffentlich. Er starb an den Folgen einer Bauchspeicheldrüsenkrebs-Erkrankung. Kramer wurde 75 Jahre alt.

Kramer war bis zuletzt aktiv, trat auf Jubiläumsveranstaltungen für die legendäre „Nuggets“-Compilation auf und ging zur Feier von MC5 mit der MC50-Band auf Tour. Erst kürzlich bekräftigte er noch einmal eine Aussage, die er bereits 2022 getroffen hatte: Ein neues MC5-Album sei in der Mache und werde noch im Frühjahr 2024 erscheinen. Es ist nun ungewiss, ob das passiert.

 

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Kramer, der als Wayne Kambes geboren wurde, gründete MC5 (was für „Motor City 5“ steht) mit seinem Freund Fred „Sonic“ Smith, dem späteren Ehemann von Patti Smith. Zunächst spielten MC5 Garage Rock, wurden mit der Zeit aber wilder, verzerrter und inkorporierten auch Free Jazz in ihren Sound. Ihr Debütalbum „Kick Out The Jams“, live vor Publikum in ihrem Detroiter Hausvenue Grande Ballroom aufgenommen, erschien 1969. Die folgende Review stammt aus unserem Proto-Punk-Special von 2023.


MC5 Kick Out The Jams

VÖ: 1969 | Label: Elektra
MC5 - Kick Out The Jams

Es ist schon faszinierend, welchen Beitrag die Motor City Detroit zur Musikgeschichte geleistet hat: Soul, Techno, HipHop und Punk. Begreift man Proto-Punk als Genre, hat Detroit die zwei wichtigsten Bands beigesteuert: The Stooges und MC5. Während erstere vor allem mit dem ungezügelten und selbstzerstörerischen Wahnsinn ihres Sängers Iggy Pop den Weg für Punk bereiten, ist es bei MC5 der Einfluss ihres Managers John Sinclair, der als quasi vollwertiges Mitglied der Band eine hochpolitische Attitüde verpasst. Dabei geht es ihm nicht um die Kommerzialisierung einer Idee, wie das später bei Epigonen wie Malcolm McLaren und den Sex Pistols der Fall sein wird. Stattdessen wird die Band das Megafon der White Panther Party, einer radikal linken Unterstützergruppe der Black Panthers. Die MC5 selbst kommen aus dem Universitätskontext und können im Vergleich zu anderen Zeitgenossen eigentlich viel zu gut spielen, um als Garage-Band durchzugehen. Ihre auf Blues basierenden Rhythmen und die vollkommen entrückten Monster-Riffs ihres Gitarristen Wayne Kramer sind pure hedonistische Raserei und ein einziger Befreiungsschlag vom Korsett des Rock’n’Roll, das sich Ende der 60er bereits enger zuzuziehen beginnt. MC5 perfektionieren dabei kontrollierte Aggression ebenso wie zügellose Musikalität. Das Debütalbum bringt die schiere Energie absolut auf den Punkt und liefert mit dem bereits bei einer der beiden Erstpressungen zensierten Ruf „Kick out the jams, motherfuckers!“ den Urschrei des Punk.
Andreas Kohl


Nach „Kick Out The Jams“ veröffentlichten MC5 noch die Alben „Back In The USA“ (1970) und „High Time“ (1972). Am 31. Dezember 1972 lösten sie sich mit einer Show im Grande Ballroom auf. 1975 wurde Kramer verhaftet, nachdem er einem Undercover-Polizisten Rauschmittel verkauft hatte. Er saß bis 1979 im Gefängnis. Danach war er einige Zeit als Studiogitarrist und Zimmermann tätig.

Mit den kurzlebigen Gang War veröffentlichte er 1990 ein gleichnamiges Album, 1991 erschien sein Solodebüt „Death Tongue“. Nach einem Gastspiel auf dem Bad Religion-Album „Stranger Than Fiction“ (1994) nahm Epitaph Kramer unter Vertrag. Dort erschienen die Studioalben „The Hard Stuff“ (1995), „Dangerous Madness“ (1996) und „Citizen Wayne“ (1997) sowie das Livealbum „LLMF“ (1998). Sein letztes Soloalbum „Adult World“, auf dem die Hellacopters gastierten, erschien 2003 bei Muscletone.

Später kam es immer wieder zu Reunions mit den noch lebenden MC5-Mitgliedern. Kramer war zudem an den Scores für die Adam-McKay-Komödien „Talladega Nights“ und „Step Brothers“ und die Serie „Eastbound & Down“ beteiligt. Er spielte live mit Rage Against The Machine, Tom Morello und zahlreichen weiteren Musikern, die ihn zu ihren Vorbildern zählen. 2008 gastierte er beim mehrtätigen „Neverender“-Event von Coheed And Cambria, wo er mit der Band „Welcome Home“ und ein Bob-Dylan-Cover performte. 2009 gründete er mit Billy Bragg die gemeinnützige Organisation Jail Guitar Doors USA, die sich für die Rehabilitierung von Gefangenen einsetzt.

2018 erschien seine Autobiografie „The Hard Stuff: Dope, Crime, The MC5, And My Life Of Impossibilities“ bei Faber & Faber. 2020 gründete Kramer mit zwei Partnern in Los Angeles das Community Arts Programming And Outreach Center (CAPO), einen Komplex aus Jugendzentrum, Aufnahmestudio, Musikschule und Livevenue für Jugendliche, die mit der Justiz aneinandergeraten sind.

 

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