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Idles, Pulp, Tom Morello: Hunderte setzen sich für Kneecap nach kontroversem Coachella-Auftritt ein

Tom Morello, Pulp, Idles & mehr

Musikgrößen setzten sich für Kneecap ein
Über hundert Musikgrößen, darunter Tom Morello, Pulp, Idles und Fontaines D.C., setzten sich für das irische HipHop-Trio Kneecap ein, das aufgrund seines politischen Auftritts beim Coachella in der Kritik steht.
Kneecap (Foto: Peadar Gill)
Kneecap (Foto: Peadar Gill)

Musiker:innen setzen sich für das irische Rap-Trio Kneecap ein, das aufgrund vermeintlich kontroverser Aussagen bei seinen Auftritten auf dem Coachella von verschiedenen Instanzen sanktioniert wird: Ihr Name wird aktuell von Festival-Line-ups gestrichen, Konzerte abgesagt und die Polizei untersucht Berichten zufolge Konzertmitschnitte der Band. Anfang der Woche war ein offener Brief mit dem Titel “Wir stehen für Meinungsfreiheit” veröffentlicht worden, der Unterschriften von Bands wie Pulp, Idles, Fontaines D.C., Enter Shikari, English Teacher, The Pogues und vielen weiteren großen Namen der Szene enthielt. Jetzt haben Label Heavenly und Bandmanager Daniel Lambert eine erweiterte Version der Liste geteilt – sie enthält über 100 neue Unterschriften.

“Jede Stunde stehen mehr Leute hinter Kneecap”, betitelt Lambert seinen Post. Unter den neuen Unterzeichnenden sind unter anderem Rage Against The Machine-Gitarrist Tom Morello, Brian Eno, CMAT, Yard ActMogwai, Benefits, Doves, For Those I Love, Nadine ShahOrbital und Shame.

Israelkritischer Auftritt

Dem offenen Brief ging der politisch gefärbter Auftritt der Band beim Coachella und Auftritte in 2023 voraus: Auf der Bühne des US-Festivals Mitte April stand in großen Leuchtbuchstaben “Fuck Israel, free Palestine” und “Die US-Regierung bewaffnet und finanziert Israel trotz der Kriegsverbrechen”. Kneecap wird außerdem nachgesagt, dass sie bei vergangenen Konzerten auf der Bühne den Tod von konservativen Ministerpräsidenten gefordert und sich positiv zu radikal-islamischen Terrororganisationen geäußert hätten.

Gewissenskonflikt

Besonders Morellos Einsatz für die Iren ist bemerkenswert: Er ist Gast und musikalischer Direktor für die Anfang Februar angekündigte letzte Black Sabbath-Show. Das Konzert wird von Ozzy Osbournes Frau Sharon Osbourne mitveranstaltet, die jüdische Wurzeln hat. Diese hatte sich für “die Aufhebung des Arbeitsvisums von Kneecap” eingesetzt, nachdem ihr Auftritt vermeintlich “die Integrität des Festivals kompromittiert habe”.

Kneecap ging kürzlich in einem Interview mit dem Rolling Stone auf Sharon Osbournes Statement ein: “Ihre Tirade ist so wenig stichhaltig, dass sie kaum eine Antwort verdient. Sie sollte sich einfach mal  ‘War Pigs’ von Black Sabbath anhören..”

Über politischen Ausdruck hinaus

Auch politische Instanzen mischen in der Kontroverse mit: Am 28. April teilte Parlamentsmitglied David Taylor einen Brief via X, der dazu aufruft, das Kollektiv vom Worthy Farm Festival auszuladen: “Die Handlungen und Statements [der Band] gehen weit über politischen Ausdruck hinaus und betreten gefährliches Territorium: Anstiftung zur Gewalt, Werbung für Extremismus und schwerwiegenden Antisemitismus.”

Auch Schottlands “First Minister” John Swinney hat sich dafür ausgesprochen, dass Kneecap vom Line-up des TRNSMT Festivals in Glasgow gestrichen werden. Gegenüber The National äußerte er sich wie folgt: “[Die Sache] macht einen Auftritt auf dem TRNSMT extrem schwierig für Kneecap, weil ich denke, dass sie eine Grenze überschritten haben. Es wäre von meiner Seite aus haltbar, dass so eine Band auf solch einer Bühne performt.”

“Wir verurteilen jegliche Angriffe auf Zivilisten, immer.”

Zusätzlich werden Aufnahmen von früheren Kneecap-Konzerten von der britischen Anti-Terror-Polizei untersucht. Die Videos sollen zeigen, wie ein Bandmitglied “Up Hamas, up Hezbollah” schreit.

Die Band hat die Vorwürfe via X vehement zurückgewiesen: “Sie wollen, dass ihr daran glaubt, dass Worte mehr Leid verursachen als ein Genozid”, schreibt das Trio. “Lasst uns das ganz deutlich sagen: Wir haben nie die Hamas oder Hisbollah unterstützt und werden es auch niemals tun. Wir verurteilen jegliche Angriffe auf Zivilisten, immer. Das ist unter keinen Umständen okay. Wenn man die Geschichte unseres Landes bedenkt, wissen wir das besser als jeder andere.”

“Kinder verhungern, und wir reden über Kneecap”

Auch hierzulande hagelt es Absagen für das nordirische Trio: Die Zwillingsfestivals Hurricane und Southside haben von einem Auftritt Abstand genommen und diverse Shows in Deutschland wurden bereits abgesagt. Stand jetzt sind die Auftritte der Band auf dem Glastonbury, dem TRNSMT Festival und anderen europäischen Festivals (noch) nicht gestrichen worden.

Es geht in der Debatte um ein hochsensibles Thema, das die Gemüter erhitzt und häufig keine Kategorien wie richtig oder falsch zuzulassen scheint. Kneecaps Manager Lambert richtete jedoch am 29. April bei RTÉs Prime Time den Fokus auf ein grundlegenderes Problem und findet klare Worte für die aktuelle Situation: “Kinder verhungern, und wir reden sechs oder sieben Tage über Kneecap. Wir haben im gleichen Zuge weniger als einen Tag damit verbracht, über fünfzehn hingerichtete Sanitäter zu reden.”