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Festival-Nachbericht - Aldrei fór ég suður

Festival-Nachbericht – Aldrei fór ég suður
Vom 6. auf den 7. April verabschiedete sich unsere Autorin Nadine Lischick an den Arsch der Welt, nach Ísafjörður in Island. Dort besuchte sie mit 6.000 Besuchern das Aldrei fór ég suður Festival.

Eine Mischung aus Indie-Folk und Balkan-Beats tönt aus den Boxen. Orphic Oxtra heißt die Band, die in diesem Moment das Festival Aldrei fór ég suður eröffnet. Doch so richtig konzentrieren können wir uns nicht auf die Gruppe. Denn direkt vor uns sägt ein junger Mann das Line-up zurecht. Richtig gelesen, er sägt. An einer zwei Meter hohen, bunt bemalten Holzplatte, auf der die Namen der auftretenden Bands stehen. Zeitangaben gibt es nicht, nur eine Reihenfolge. Beim Aldrei fór ég suður, zu Deutsch „Ich war noch nie im Süden“, ist eben alles ein bisschen anders. Es findet statt in einer von Baggern und Europaletten umgebenen, alten Fabrikhalle in Ísafjörður, einem 2.700-Seelen-Ort in Islands Westfjorden. Also am Ende der Welt. Auf den Bergen um die Fabrikhalle herum liegt noch Schnee. „Wer hierher kommt, der will auch wirklich hier sein“, so Mugison. Der isländische Folk-Rock Musiker hat das Umsonst-Festival vor acht Jahren ins Leben gerufen. Nachdem er bei einem Festival in England 2003 erlebt hatte, wie man behandelt wird, wenn der eigene Name auf dem Festival-Poster nur mit der Lupe zu lesen ist, entwickelte er gemeinsam mit seinem Vater die Vision von einem Festival, bei dem alle Bands gleich sind. Und so spielen direkt nach Mugison selbst, der bei den diesjährigen isländischen Musik-Awards fünf Preise einheimste, die lokalen Schülerbands Cutaways und GóGó Píur. Páll Óskar derweil, Islands größter Popstar, der das Land 1997 mit seinem leicht trashigen Pop beim Eurovision Song Contest vertreten hat, bekommt für seinen glamourösen Auftritt Unterstützung vom örtlichen Chor. Eine Gage kriegen übrigens weder die Künstler, noch die Organisatoren oder Helfer aus dem Ort. „Madur gerir ekki rass gat einn“ steht auf einem Banner über der Bühne, was so viel bedeutet wie „man schafft nichts alleine“. Genau das ist es, was Aldrei so besonders und die Stimmung so schön macht. Es geht nicht um Geld und Kommerz, sondern um Musik und Gemeinschaft. Das Publikum reicht vom Kind bis zum Greis, mittendrin der Bürgermeister von Ísafjörður, mit einem Dosenbier in der Hand. Gemeinsam wird gefeiert, egal was aus den Boxen kommt. Sie tanzen zu dem knarzigen Lo-Fi Elektro-Pop von Nolo, schwelgen bei der Achtziger-Jahre-Frauenband Dúkkulísur in Erinnerungen und moshen zum coolen Hard-Rock und Metal von Ham. Spätestens als Retro Stefson das Festival am Samstagabend mit ihrem gutgelaunten Indie-Pop beenden und die alte Fabrikhalle kurzzeitig zum fröhlichsten Ort der Welt machen, ist klar: Aldrei ist so etwas wie der romantische Gegenentwurf zu den kommerzorientierten Festivals unserer Zeit. So etwas müsste es öfter geben.


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