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Pitchfork: Zukunft nach Fusion mit GQ unsicher

Pitchfork geht in GQ auf

Zukunft Unsicher
Die populäre Musik-Webseite Pitchfork geht im Männermagazin GQ auf, da der Verleger Condé Nast Kürzungen vornimmt. Zwölf Mitarbeiter:innen, darunter die Chefredakteurin, sollen bereits entlassen worden sein.
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Logo: Pitchfork

Fast drei Jahrzehnte nach seiner Gründung fusioniert Condé Nast Pitchfork mit dem Männer- und Modemagazin GQ. Das führte zu Entlassungen innerhalb der einst einflussreichen Online-Publikation, wie aus einem Memo von Anna Wintour hervorgeht. Wintour ist nicht nur Vogue-Chefredakteurin, sondern auch Chief Content Officer bei Condé Nast.

Zwiespältig: In einem mittlerweile gelöschten Tweet von Condé-Nast-Redaktuerin Claire Willet hieß es, dass Pitchfork „die meisten täglichen Besucher von allen unseren Titeln hat … trotz knapper Ressourcen, vor allem vonseiten des Unternehmens“. Wintour begründete die Entscheidung in ihrem Memo, das vergangenen Mittwoch an die Mitarbeiter ausgegeben wurde, jedoch damit, dass „dies der beste Weg für die Marke ist, damit unsere Musikberichterstattung innerhalb des Unternehmens weiter gedeihen kann“.

Laut einem Bericht von The Associated Press sollen bereits zwölf Mitarbeiter:innen – darunter auch die Chefredakteurin Puja Patel – entlassen worden sein. Zehn von ihnen seien Redakteur:innen gewesen. Acht Mitarbeiter:innen verblieben damit in der Redaktion. Condé Nast machte zu den Entlassungen keine weiteren Angaben.

Der Plattenladenangestellte Ryan Schreiber gründete Pitchfork 1996 als Blog für Indiemusik im Stile eines Fanzines und baute es als Chefredakteur über die Jahre zu „der vertrauenswürdigsten Stimme in der Musik“ auf – so zumindest der Slogan.

Tatsächlich erhielt Pitchfork den Ruf als eine geschmacksbildende Institution. Vernichtende Kritiken oder umfangreiche Lobeshymnen führten immer wieder zu vermeintlichem Erfolg von Indie-Künstler:innnen. Populäre Beispiele für den Einfluss von Pitchfork: Nach der Review zu Arcade Fires Debüt „Funeral“ war die Platte laut dem Label Merge für eine Woche vergriffen. Auch Justin Vernon alias Bon Iver erlangte angeblich durch eine Pitchfork-Rezension seines Debüts „For Emma, Forever Ago“ (2007) ersten Erfolg im Mainstream.

Pitchfork steckte im Laufe der Jahre auch immer wieder Kritik dafür ein, dass die Rezensionen zu blumig, unfair oder schlichtweg falsch waren: In einer Rezension des Albums „Kala“ von M.I.A. wurde etwa fälschlicherweise behauptet, Diplo habe die Tracks produziert, obwohl ein Großteil von M.I.A. selbst produziert wurde. Die Rapperin und auch Björk kritisierten, dass dies Teil eines größeren Problems sei, bei dem Musikjournalisten davon ausgehen, dass Sängerinnen ihre Musik nicht selbst schreiben oder produzieren.

Auch wenn nach einer kurzen Pause vergangenen Mittwoch wieder News und Reviews auf der Webseite erscheinen, scheint die Zukunft von Pitchfork auf lange Sicht eher unsicher. Journalist Max Tani von Nachrichtenwebseite Semafor, der auch das Memo noch vor Condé Nast veröffentlichte, schrieb via X (ehemals Twitter): „Die Zukunft scheint mittel- bis langfristig unklar zu sein. Mir wurde gesagt, dass dies eine geschäftliche Entscheidung war, die Werbung ist bei anderen Condé-Marken wie GQ stärker.“

Condé Nast erwarb Pitchfork 2015. Bereits im November 2023 kündigte der Verlag mit Hauptsitz in New York und London an, fünf Prozent seiner Belegschaft, etwa 270 Mitarbeiter, zu entlassen. Zu Condé Nast gehören neben Vogue und Pitchfork unter anderem die Magazine The New Yorker und Vanity Fair. Angesichts von Werbekürzungen kämpft der Verlag damit, profitabel zu bleiben.