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Earthbend - Digital ist besser

Earthbend – Digital ist besser
"Es wäre die perfekte Platte für eine Vinyl-Veröffentlichung gewesen", sagt Earthbend-Frontmann André Kunze. Trotzdem ist "Serenity", das neue Album der Band aus dem brandenburgischen Finsterwalde, am vergangenen Freitag nur als Download erschienen. Warum das passieren musste und wieso er findet, dass es ruhig weniger Musikschaffende geben könnte, hat uns Kunze im Interview verraten.

Earthbend lassen sich bestens mit ihrer vierten Platte „Serenity“ vergleichen: digital zwar voll da, physisch aber bis auf Weiteres nicht anwesend. Ein paar Konzerte für den Sommer sind geplant, ob und wie es danach weitergeht, ist genauso unsicher wie die Veröffentlichung ihres aktuellen Albums auf Vinyl. Wir haben der Alternative-Rockband deshalb ein paar Fragen gestellt.

Seid ihr in der Band selbst Platten-Nerds oder kauft ihr eure Musik heute lieber digital?
André Kunze: Ich bewege mich in einem kleinen Plattensammler-Kreis und werde da von allen geächtet, weil ich ein Digital-Käufer bin. Unser Bassist Christian war der erste, der sich damals iTunes eingerichtet hat, und irgendwie haben wir das alle mittlerweile als unsere Plattensammlung akzeptiert.

Aber deine persönlichen Vorlieben sind sicher nicht der einzige Grund, warum euer Album nur als Download veröffentlicht wird, oder?
Nein, das hat eigentlich wirtschaftliche Gründe. Wir haben jahrelang versucht, von Musik zu leben und haben dann irgendwann eingesehen, dass wir arbeiten gehen müssen. Durch unsere Jobs haben wir keine Zeit mehr, live zu spielen, und für so ein kleines Label wie Noisolution lohnt sich eine physische Veröffentlichung nur dann, wenn die Band damit auch auf Tour geht. Wir wollten aber nicht warten, bis wir wissen, ob und wann wir wieder live spielen, weil wir mit der Produktion des Albums schon 2011 angefangen hatten. Da ist man als Musiker einfach heiß drauf, das mit den Fans zu teilen. Und vor allem braucht man so eine Veröffentlichung auch, um den Kopf frei zu bekommen und über neue Projekte nachdenken zu können.

„Serenity“ ist mittlerweile das dritte Album, das ihr mit Blackmail-Mastermind Kurt Ebelhäuser als Produzent aufgenommen habt. Macht ihr euch keine Sorgen, dass sein charakteristischer Sound verloren geht, wenn die Fans das Album nur auf ihren iPods und Laptops hören?
Während der Aufnahmen wussten wir noch nicht, dass die Platte nur digital kommen wird. Wir haben also so gearbeitet wie immer, außer dass der Sound in seinem Studio heute tausend Mal besser ist als noch 2008. Kurt ist mittlerweile ein guter Freund von uns und ein unglaublich guter Produzent. Die Leute, die ihn kennen, werden sein Handwerk auch in digitaler Form zu schätzen wissen.

Also empfindest du es nicht als Qualitätsverlust, dass ihr keine „richtige“ Platte rausbringt?
Überhaupt nicht. Wart’s mal ab, ich bin davon überzeugt, dass es bald gar keine CDs mehr gibt. Selbst ich bin in der iTunes-Welt angekommen, und ich bin ja auch schon etwas älter. Die meisten Käufer sind zehn und mehr Jahre jünger als ich – für die ist das digitale Album tatsächlich auch die Platte. Für die Vinyl-Sammler, denen es ja oft auch um das große Cover und das Booklet geht, würde ich dann einen Kompromiss vorschlagen: limitiertes Vinyl mit Download-Code und eben digital für die anderen. CDs können wir uns sparen. Und wer weiß, wie es mit Earthbend weitergeht? Vielleicht kommt „Serenity“ zu einem späteren Zeitpunkt auch noch auf Platte raus.

Eure Situation passt ja auch gut zur aktuellen Diskussion über digitale Musik im Allgemeinen und Streaming-Dienste im Speziellen. Wie siehst du denn die Situation der Musikschaffenden in Zeiten von Spotify und Co.?
Ich bin über den Gedanken hinweg, dass Musik keinen materiellen Wert mehr hat. Es ist der rein ideelle Wert, der bleibt, und das muss man sich als Musiker klar machen. Es ist wirklich traurig, und ich habe mich jahrelang darüber aufgeregt, dass man tausende Euro in eine Platte steckt und dann am Ende 0,01 Euro pro Stream dafür bekommt. Aber ich habe mich damit arrangiert. Meiner Meinung nach gibt es einfach zu viele Bands für zu wenige Hörer. Jeder Idiot aus den 70ern hat heute eine neue Band, Supergroups bilden sich, dazu kommen all die neuen Gruppen. Da bin ich einfach froh, dass sich überhaupt ein paar Leute dafür interessieren, was wir machen.

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