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Auf Tour mit Mike Ness

Auf Tour mit Mike Ness
Hamburg, Docks, 11.09.05, ausverkauft. Was für ein Start: Wir treffen erst mitten im Konzert ein, und Social Distortion brettern sich bei angenehm tragenden Sound gerade durch das lange nicht gehörte „1945“.

In den Docks herrschen gefühlte 60 Grad Celsius und die Tresenmannschaft gehört nicht gerade zu dem, was man auf der Reeperbahn sonst gewöhnt ist, vor allem nicht, was den Getränkeservice anbelangt. Und wir wollten doch einfach erst mal ankommen. Der Band scheint es genauso zu gehen, nach dem unvermeidlichen „Sick Boy“ wird erst mal deutlich auf die Bremse getreten, man hat den Eindruck, dass die Maschine irgendwie nur auf drei Pötten läuft. So wird auch in den obligatorisch zutätowierten Publikumsreihen vorwiegend breitbeinig und armverschränkt erörtert, dass Drummerneuzugang Charlie Quintana leider kein Chuck Biscuits sei, und dass es 1982 im AZ Fuhlsbüttel – oder wo auch immer – ja deutlich geiler gewesen sei.

„Gestern ist es noch schlimmer gewesen“, verrät ein Die Hard-Fan, der sich gleich für alle drei Shows in der Hansestadt Tickets besorgt hat, da sei die Band auch noch mit Bechern beworfen worden, heute bliebe sie zumindest trocken. Die weitreichenden Vorbehalte des Publikums finden auf der Bühne ihr Echo: Mehr als solide darf sich die heutige Show nicht schimpfen. Mike Ness erscheint gealtert und stabiler, wirkt aber stimmlich in guter Form und auch sonst aufgeräumter denn je. Für die größten Momente sorgt ausgerechnet der sensibel in den Sound integrierte Keyboarder Danny McGough, ein kleines, lustiges und reichlich altes Männchen, das gerne unvermittelt von seinen Monitorboxen springt. Die Setliste bietet einen halbwegs repräsentativen Querschnitt aus einem Vierteljahrhundert-Plus Bandgeschichte zuzüglich weiter Teile der neuen Platte, leider zu wenig von „White Light…“ und auch Überflüssiges wie die Bluesrockpflichterfüllung „Diamonds In The Rough“, sodass erst bei „Don’t Drag Me Down“ wieder wirkliche Stimmung aufkommen mag. Liegt es am berüchtigten nordischen Temperament? Nach „Ring Of Fire“ und „Story Of My Life“ wird die Meute jedenfalls in die Nacht entlassen. Eine Chance sollte sie noch bekommen.

Jan Bauckhorn

Lest die gesamte Social Distortion-Tourstory in VISIONS Nr. 151. Ab dem 28. September beim Zeitschriftenhändler eures Vertrauens.

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