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Newsrückblick 2005 III

Newsrückblick 2005 III
Juli bis September mit Josh Homme, Laurel Aitken, Pete Doherty, „I Can’t Relax In Deutschland“, RL Burnside, Wohlstandskinder, Rocket From The Crypt und mehr.

+++ Anfang Juli löst sich, aufgrund von andauernden Stimm-Problemen ihres Sängers, die hoffnungsvolle holländische Post-Hardcore Band Razor Crusade auf. In den nächsten Tagen und Wochen des Julis folgen eine ganze Reihe weiterer Band-Splits. Den Anfang machen One Man And His Droid. Die fünf Oldenburger legen ihre gelungenen Post-Hardcore-Experimente für unbestimmte Zeit auf Eis – bis heute hat sich daran nichts getan. Getrennte Wege gehen ab sofort auch die Münchener Hardcore-Vertreter Paint The Town Red, ebenso wie die Hot Snakes, Pipedown und die aus Washington stammenden Q And Not U. Wenig später geben auch Karate ihre Auflösung bekannt. Nach zwölf Jahren zwischen Blues und Postrock sind die imposanten und lauten Live-Shows von Sänger Geoff Farina und seinen Mitstreitern Geschichte. Der laute Sound auf der Bühne ist auch der Grund für den Split, denn Farina hat mit anhaltenden Gehör-Problemen zu kämpfen.

+++ Josh Homme, Frontmann der Queens Of The Stoneage, nennt erstmals Gründe für den plötzlichen Rausschmiss von Nick Oliveri – und die sind gar nicht schön. Demnach soll Oliveri gegenüber seiner Freundin mehrfach gewalttätig geworden sein.

+++ Am 17. Juli segnet ein Wegbereiter von Reggae und Ska im Alter von 78 Jahren das Zeitliche. Laurel Aitken, der bereits 1957 in Jamaika seinen Durchbruch feierte, gab sein letztes Konzert noch im vergangenen Januar gemeinsam mit seiner Band Pressure Tenants im Londoner ‚Club Ska‘. Zuletzt litt der ‚Elder Statesman aller Rude Boys‘ an einer doppelseitigen Lungenentzündung.

+++ Wenig später feuert Pete Doherty die kompletten Babyshambles-Musiker; die hatten ohne seine Anwesenheit einen weiteren Mix des Songs „Fuck Forever“ aufgenommen. Zuvor hatte er bereits die England-Tour seiner Band abgesagt. In den kommenden Wochen und Monaten liest man wenig über Dohertys Musik, dafür um so mehr von seinen zahlreichen Eskapaden: Drogenkonsum, Drogenentzug, Schlägereien und Liebeleien bestimmen die Schlagzeilen.

+++ Nicht wirklich glücklich mit seinem Solo-Projekt ist Billy Corgan. Bei einem Konzert Ende Juli kommt sein neues, ruhigeres und elektronischeres Material nicht gut an bei den Fans – sie fordern rockigere Smashing Pumpkins-Songs. Ganz unschuldig ist Corgan nicht, denn Wochen vorher hatte er den Wunsch einer Reunion seiner Kürbisköpfe verkündet.

+++ Anfang August erreichen die internationalen Ermittlungen gegen illegale Raubkopierer mit der Festnahme von acht Personen ihren bisherigen Höhepunkt. Es soll sich um führende Köpfe eines Piraterie-Netzwerks handeln, wie John C. Richter, ein Anwalt des FBI bestätigt: „Die Behörden haben an der Spitze der internationalen Piraterie-Versorgungskette zugegriffen.“

Mittlerweile werden aber auch die ‚kleinen Fische‘ belangt. Laut einer Pressemitteilung des ‚IFPI‘ (Deutsche Landesgruppe des Internationalen Phonoverbandes) wurden bereits 1300 Strafverfahren gegen illegale Anbieter von Songs in Internet-Tauschbörsen eingeleitet, die Geldstrafen zwischen vier- und fünfzehntausend Euro nach sich zogen. In Folge dieser Klagen sei die Zahl der illegalen Downloads von 600 auf 382 Millionen gesunken.

+++ Ende Juli war John Tamas, Gitarrist der Hardcore-Band Palehorse, gestorben – der August bringt weitere Todefälle mit sich. Am 13. August verstirbt John Loder, Gründer von Souhtern Records und bedeutende Gestalt der Indie- und DC-Hardcore-Szene. Wenig später erliegt der Erfinder des spielbaren Synthesizers, Robert Moog, einem Gehirntumor. In den 60er und 70er Jahren ermöglichte der Moog-Synthesizer völlig neue Sounds und Spieltechniken. Bands wie The Doors und Kraftwerk machten das Gerät mit seinem neuartigen Sound zu einem Kultobjekt.

Und auch Steven „Stevo“ Jensen, der von 1980 – 1984 als Sänger der Vandals aktiv war sowie Voivod-Gitarrist Denis D’Amour scheiden dahin.

+++ Nicht nur in Amerika, sondern neuerdings auch hier zu Lande, formieren sich Bands auf Veranstaltungen, die sich gegen aktuelle Politik-Größen richten. So steigt am 24. August in Hamburg das Metal Against Merkel-Festival. Im Headbangers Ballroom treten Manos, Maintain, Hate Squad und Endhammer auf den Plan, um gegen – so heißt es in der offiziellen Presseerklärung – „eine reaktionäre, eiskalte, eiserne Lady […], die so aussieht, als ob sie sich täglich mit einer Heckenschere frisiert“ anzuschreien. Geholfen hat es bekanntlich nicht.

+++ Am 29. August erscheint „I Can’t Relax In Deutschland“, eine Compilation samt Begleitbuch, die schon seit einiger Zeit die Diskussion um Pop und Nationalismus neu angeheizt hat. Vier Aufsätze und 20 Songs beschäftigen sich mit der Grundsatzfrage, warum es plötzlich auch in „alternativen“ (Musik-)Kreisen als normal betrachtet wird, „deutsch“ zum Qualitätsmerkmal von Musik zu machen, und die Linie nicht (mehr) zwischen konventioneller und interessanter Musik, sondern zwischen Nationen und Sprachen zu ziehen. Selbst die bürgerliche Frankfurter Rundschau sieht das so, und schreibt in einer Rezension zum Projekt: „Wenn Emi Music einen im Internet zu beziehenden Sampler mit Juli, Silbermond und anderen ‚Generation Deutsch‘ nennt, dann ist das nicht mehr kokett, sondern abstoßend“. In künstlerisch überzeugender Form wehren sich namhafte Bands auf der CD zum Buch gegen dieses Schubladendenken – u.a. Tocotronic, The Robocop Kraus, Mouse On Mars, Kettcar, Kante und Muff Potter.

+++ Der September beginnt tragisch. Im Alter von 78 Jahren verstirbt die Blues-Legende RL Burnside aufgrund eines Herzfehlers. Er hinterlässt seine Frau und zwölf Kinder. 2004 war sein letztes Album „A Bothered Mind“ erschienen.

+++ Derweil erfreuen sich die legalen Download-Börsen immer größerer Beliebtheit, so konnte zum Beispiel musicload acht Millionen Downloads in nur acht Monaten verbuchen.

+++ Hurrikan Katrina hat gewütet und im Südosten der USA enorme Schäden angerichtet. Allerorts sammelt man Spenden für die Opfer der Katastrophe; auch diverse Musiker und Bands beteiligen sich an den Hilfsaktionen und treten bei zahlreichen Benefizkonzerten auf. Eines findet am 10. September zeitgleich in New York, Los Angeles, Atlanta und Nashville statt – Green Day, die Dave Matthews Band und viele andere Bands lassen den gesamten Erlös dem Amerikanischen Roten Kreuz zukommen. Weitere Aktionen folgen: Coldplay spenden die Einnahmen ihrer digitalen „Fix You“-EP. Das gleiche gilt für den vom Label Saddle Creek eigens veröffentlichten Sampler, auf dem u.a. Bright Eyes und Criteria zu hören sind. Pearl Jam sammeln auf ihre Weise Spenden: Der Eintritt zu ihrem Konzert am 5. Oktober in Chicago kostet 1.000 Dollar. Statt des geplanten Teleprompter-Textes äußert Rapper Kanye West wenige Tage später, während einer Benefizsendung der NBC, kritische Worte gegenüber der amerikanischen Regierung. Im Mittelpunkt seiner Kritik stehen die nur schleppend angelaufenen Hilfsmaßnahmen. West fordert aber auch seine Mitbürger auf die Rettungs- und Aufbauhilfen stärker zu unterstützen.

+++ Mit dem 23. September (ein Freitag) tritt eine neue Regelung auf dem Musikmarkt in Kraft. Ab sofort erscheinen neue Alben jeweils freitags, statt wie bisher montags. Die Verkaufscharts werden dementsprechend nicht freitags, sondern schon donnerstags veröffentlicht.

+++ Die deutsche Pop-Punk-Band Wohlstandskinder gibt Ende des Monats ihre Auflösung bekannt. Aufgrund musikalischer Differenzen hatte sich das Quartett zu dieser Entscheidung durchgerungen. In Zukunft ebenfalls getrennte Wege gehen nach 16 Jahren auch Rocket From The Crypt, wie die Band Anfang des Monats bekannt gab. Mit einem Konzert im heimischen San Diego will man sich am 31. Oktober von den Fans verabschieden.

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