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Trauer um John Loder

Trauer um John Loder
Am vergangenen Samstag verstarb John Loder, der Gründer von Southern Records und bedeutende Gestalt der Indie- und politischen DC-Hardcore-Szene. In einem Nachruf zollt ihm Andreas Kohl (Southern Germany) Tribut.

Offizieller Text des Southern Germany-Newsletters:

„Liebe Freunde des Hauses,

eigentlich sollte an dieser Stelle unser aktueller Newsletter erscheinen, um euch auf die Releases des Herbstes einzustimmen. Aus aktuellem Anlass verzichten wir jedoch für den Moment darauf und bitten euch um Verständnis, da am frühen Morgen des 13. August 2005 der Gründer und Inhaber von Southern Records, unser Chef, Mentor und sehr guter Freund

John Loder

verstorben ist. In solchen Momenten fehlen einem einfach die Worte. Ich glaube aber trotzdem, dass es nötig ist, einige Sätze zu schreiben, da John vielleicht nicht allen Empfängern unserer Newsmeldungen ein Begriff ist.

John Loder war, wie bereits eingangs erwähnt mehr als nur der Chef von Southern Records. Er war für uns vor allem ein guter Freund. Außerdem ist sein Einfluss auf das Indie-Musikbusiness und die Musikgeschichte der letzten 20 Jahre so immens, dass es wohl schwer sein dürfte, überhaupt aufzulisten, wofür er als Person und Lichtgestalt im Einzelnen verantwortlich war. Lange bevor ich ihn durch die Gründung von Southern Germany persönlich kenenlernen durfte, war er bereits so etwas wie ein persönlicher Held von mir. Ich weiß nicht, wieviele Platten ich besitze, in deren Dankeslisten, Produktions-oder Labelcredits er erwähnt wird oder wieviele Bands heute zu meinen Alltime-Faves zählen, die ohne ihn in Europa oder gar weltweit nie bekannt geworden wären. Minor Threat, Fugazi, Godspeed You! Black Emperor, Crass, Ui, Karate, Nation Of Ulysses, Shellac, My Bloody Valentine, Jesus & Mary Chain, Chumbawamba, Therapy? sind nur einige der Namen, die mir dabei einfallen und an deren Veröffentlichungen er als Engineer, Master Engineer oder Produzent beteiligt war.

John’s Attitüde war die eines Überzeugungstäters und Kämpfers für strikte Unabhängigkeit und D.I.Y.-Kultur. Vor etwas mehr als 20 Jahren entwickelte er mit Southern Records die Idee eines völlig unabhängigen Netzwerkes von Untergrundkultur-und musik. Wohl wissend, dass die Revolution irgendwann ihre eigenen Kinder frisst und das Establishment immer bessere und schlagkräftigere Methoden entwickelt, Gegenbestrebungen einfach zu absorbieren, setzte er auf die Idee einer autarken Kultur, die sich nicht auflehnt, sondern einen eigenen Entwurf lebt, ausschmückt und am Leben erhält. Im Prinzip funktioniert Southern heute immer noch nach diesen Regeln. Am Anfang war da der oft zitierte Van, aus dessen rückwärtiger Tür selbstimportierte Singles und LPs amerikanischer Bands sowie der englischen PolitPunk-Ikonen Crass verkauft wurden. John selbst war zu diesem Zeitpunkt Engineer der legendären Abbey Road Studios, in die er auch später, lange nach der Gründung der eigenen Southern Studios immer wieder zurückkehrte, um u.a. Bands wie Fugazi oder Karate zu mastern.

Über die Jahre erarbeitete sich John Loder den Ruf ein sehr harter, exzentrischer, aber auch verlässlicher Geschäftsmann zu sein, was ohne Zweifel stimmt. Seine Liebe zur Musik, seine Passion für politische Attitüden und der unbedingte Wille zur Unabhängigkeit sind bis heute der Geist und die Basis unserer Firma.

Daneben war er einer der angenehmsten, liebenswertesten Menschen, die ich je kennengelernt habe. Sein unbändiger Wille, etwas zu bewegen und für Musik und Untergrundkultur regelrecht zu kämpfen, wird mir immer ein Vorbild sein.

John starb an einem Krebsleiden, das vor etwa einem Jahr diagnostiziert wurde. Sein Tod kam trotzdem für alle Beteiligten sehr plötzlich und unerwartet. Ein langes Leiden blieb ihm erspart.

Kommentare von Freunden zu seinem Tod können hier eingesehen und hinterlasssen werden:

www.johnloder.blogspot.com

„If you’ve learned a thing or two from Crass, Fugazi or Shellac then you’ve learned a thing or two from John.“

(Alec Bourgeois/ Dischord Records, The Capitol City Dusters)

Andreas Kohl

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