Schon mit ihrem Bandnamen beweisen Pogendroblem Mut zur Hässlichkeit, der in klassischer Punk-Attitüde den Mittelfinger gen Himmel reckt. Auf ihrer Doppel-EP „Ich-Wir“ randaliert DIY-Spirit im Verbund mit provokantem Aktivismus, der noch in der Afterhour leidenschaftlich-lautstark über die CDU abkotzt. Zwischen den derben Ansagen der Debüt-EP „Raus“ in der Größenordnung von „Seit ich im Bus nicht mehr saufen kann/ fahr‘ ich schwarz und halte immer an“ ist auf „Ich-Wir“ auch Platz für Hate-Attacken der elaborierteren Sorte – etwa gegen smoothietrinkende Dauerperformer im Hamsterrad von Konjunkturkurve und Selbstoptimierung.
Pogendroblem haben natürlich keine Lust auf Kaffee-Flat, Yoga-Ecke und schon gar nicht auf ein „entspanntes“ Arbeitsumfeld – mit ihren No-Wave-inspirierten Punk-Songs sagen sie alten Strukturen im neuen, instatauglichen Outfit den Kampf an. Dementsprechend dreht sich auf „Ich – Wir“ allem ums Weg- und Weiterkommen. Vom Land raus in die Stadt. Vom Alltag hin zum Wochenende. Vom gepamperten Teenager hin zum kompetenzakkumulierenden Hochleistungserwachsenen – oder eben auch nicht. Unterstrichen wird dieser Hang zur Mobilität von pittoresken Songtiteln wie „Dippen im Nachtbus“ und „Den öffentlichen Personennahverkehr durch Drücken der Stop-Taste sabotieren“.
Wohin die Reise gehen soll, erläutern Pogendroblem mit der Single „Wir“ und dem Video aus kurzen Aufnahmeschnipseln, die sich zu einem Mosaik-Portrait unserer Gesellschaft im Wandel der Zeit zusammensetzen. Dazu stellt der Text die Fragen, um die man sich im Zusammenleben als Kollektiv nicht herumdrücken kann: „Wie woll’n wir miteinander umgeh’n/ Wie woll’n wir miteinander reden/ Wie woll’n wir uns berührn/ Wie woll’n wir zusammen leben?“. Die vorläufige Antwort: Erstmal einfach „anders“. Vorschlagen oder gar vorschreiben will sich die Band aus Bergisch-Gladbach in dieser Hinsicht offenbar nichts. Unter dem rauen Äußeren von Dreiminutensongs übers Kotzen und den öffentlichen Nahverkehr ist ihre Musik nämlich vor allem auch eins: Eine aufklärerische Utopie-Arbeitsgruppe. „Sag doch mal, was du denkst“.
Die Doppel-EP „Ich-Wir“ erscheint am 3. Juli via This Charming Man auf einer Schallplatte, die auf der A-Seite die neuen Songs und auf der B-Seite die erste EP „Raus“ enthält. Ihr könnt sie ab sofort vorbestellen.
Video: Pogendroblem – „Wir“
Cover & Tracklist: Pogendroblem – „Ich-Wir“
A-Seite
1. „Foucault im Großraumbüro“
2. „Ich“
3. „Wir“
4. „wg-gesucht“
B-Seite
01. „CDU“
02. „Dippen im Nachtbus“
03. „Kotzen“
04. „Den öffentlichen Personennahverkehr durch Drücken der Stop-Taste sabotieren“
05. „Schales Bier“
06. „Utopie: Studierendenstadt“