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Draußen! - Die Alben der Woche

Draußen! – Die Alben der Woche
Freitag ist Plattentag – und wir stellen euch wie gewohnt die wichtigsten Neuerscheinungen der Woche vor. Diesmal mit den neuen Alben von Adolescents,
Scars On Broadway,
Ty Segall und
RYL. Zur Platte der Woche küren wir „Devouring Radiant Light“ von Skeletonwitch.

Adolescents – „Cropduster“

Ein Cover mit einer Zeichnung von Donald Trump, dem der Mist mal ausnahmsweise nicht aus dem Mund kommt, deutet es schon an: Subtil oder seicht ist auch an der neuen Adolescents-Platte wenig. Stattdessen liefern die Punk-Veteranen mit „Cropduster“ ein kurzweiliges, hochpolitisches Album ab, das vor lauter Wut stellenweise in den Hardcore driftet. Mal fantasiert Frontmann Tony Cadena darüber, wie man Spaß am Atomkrieg hat, mal kotzt er sich auch einfach nur über den US-Präsidenten aus. Während die Gorillaz auf „The Now Now“ versuchen, in einer chaotischen Welt den Kopf über Wasser zu halten, springen Adolescents frontal hinein und suhlen sich in der Brühe. Was „Cropduster“ aber zum wirklichen Stand-out in der Landschaft der sozial-kritischen Punk-Alben macht, ist die Kontrolle und Sorgfalt, mit der die Band ihre Alarmrufe in musikalische Gewänder kleidet: Subtile Lead-Melodien, maßgeschneiderte Solos und Rhythmus-Gitarren, die immer genau dann knattern, wenn die Songs aufs Gaspedal drücken, erzeugen Songs, die kalkuliert, aber gleichzeitig so locker und spontan klingen, als hätte die Band nach einem schlechten Tag spontan auf „Aufnahme“ gedrückt. Ein besseres Lebewohl hätte es für den tragisch verstorbenen Bassisten Steve Soto nicht geben können: roh, unprätentiös und zutiefst menschlich.

Album-Stream: Adolescents – „Cropduster“

Scars On Broadway – „Dictator“

Während System Of A Down nicht mehr so richtig in Gang kommen, päppelt Gitarrist Daron Malakian sein altes Projekt Scars On Broadway für eine Flucht aus der Stagnation auf. Die Vergleiche mit seiner Hauptband sind dabei schwer von der Hand zu weisen: zackige Gitarren-Riffs, absurd ausufernde Gesänge, immer wieder Einschübe aus armenischem Folk und Ska – „Dictator“ hätte genauso gut eine SOAD-Platte werden können wie „Mezmerize“ und „Hypnotize“ als Malakian-Soloplatten funktioniert hätten. Gerade der Vergleich mit diesen Spätwerken drängt sich auf: Die erste Single „Lives“ bietet mit mechanischen Grooves, absurden Texten und einem politischen Video genau die einzigartige Mischung, auf die Freunde von „She’s Like Heroin“ oder „Violent Pornography“ gewartet haben. Man kann Malakians neuestem Streich durchaus vorwerfen, ein Ego-Projekt mit aufgewärmtem Material zu sein (einige der Songs sind zehn Jahre alt), aber einerseits tut der Multi-Instrumentalist Malakian auf „Dictator“ nicht so, als wolle er das Rad neu erfinden, und zweitens bieten Songs wie „Angry Guru“ und „Guns Are Loaded“ genau den Sound, den System Of A Down vor fast 20 Jahren auf die Musikwelt losgelassen haben. Und der so immer noch einzigartig ist.

Album-Stream: Scars On Broadway – „Dictator“

Ty Segall & White Fence – „Joy“

Erst im Januar hatte Ty Segall mit Freedom’s Goblin ein gewaltiges Doppelalbum veröffentlicht – nur ein knappes halbes Jahr später kommt der Garage Rocker mit dem nächsten um die Ecke. Dabei bekommt er Hilfe von Tim Presley alias White Fence, mit dem er bereits vor sechs Jahren das Album „Hair“ veröffentlicht hatte. Das neue Album „Joy“ wirkt im Vergleich zur vorigen Zusammenarbeit improvisierter, aber an vielen Stellen deutlich weniger rau. Gar nach Beatles-Pop-Rock klingen Songs wie „Do Your Hair“ oder „Room Connector“, die auf einen 60s-Roadtrip mit angeschaltetem Autoradio mitnehmen. Was auf der Platte wieder aneckt, sind die im wahrsten Sinne des Wortes schrägen, instrumentalen Zwischenstücke – sei es nun das grelle Getröte auf „Rock Flute“ oder der wahnsinnig kurze, rasante und wirre Hardcore-Abriss „Prettiest Dog“. Den hier mit Donnern geehrten Hund hält Segall übrigens auf dem Cover in seinen Armen – eine schrille, aber doch zuckersüße Liebeserklärung, die den quirligen Charakter der Platte auf den Punkt bringt.

Album-Stream: Ty Segall & White Fence – „Joy“

RYL/Father Midnight – „Cape Carnage“ (Split-EP)

Die beiden Berliner Bands RYL und Father Midnight kombinieren auf der gemeinsamen Split-EP „Cape Carnage“ ihre doch sehr unterschiedlichen Sounds. Jeweils vier Songs bekommt jede Band eingeräumt. Father Midnight nutzen den Platz für ihren reichlich psychedelischen Garage-Rock, in Songs wie dem bluesigen „Colorful Carpet“, dessen stampfender Einstieg eigentlich nur ein Anlauf für ein ausuferndes, laut kreischendes Gitarrensolo ist, das alles wegdominiert. Dagegen kommt höchstens Sänger Philipp Stolterfoht mit seiner noch viel höheren Stimme an. RYL bieten im Kontrast dazu verspielt-verqueren Indiepop: Der Opener „Ian Curtis (Frying Burgers)“ verbreiten schon zu Beginn eine lockere, zurückgelehnte Grundstimmung mit angezerrten, flotten Gitarrenriffs. Im Refrain gerät RYLs anfangs poppiger Sound plötzlich zum rasanten Arctic Monkeys-Indierock. Den Mix ziehen sie auf ihrer Hälfte von „Cape Carnage“ durch – dank des begrenzten Spielraums ein kurzweiliger, dank dem Split-Konzept auch abwechslungsreicher Spaß. Vor allem „Damn It“ zum Schluss lockert mit seiner beschwingten Country-Note noch einmal die Stimmung auf. Von dem Blutbad, dass die beiden kämpfenden Dinosaurier auf dem Cover-Artwork anrichten, ist hier allerdings nichts zu hören.

Album-Stream: RYL/Father Midnight – „Cape Carnage“ (Split-EP)


Unsere aktuelle Platte der Woche, „Devouring Radiant Light“ von Skeletonwitch, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.