0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

Startseite » News »

Morrissey verteidigt Harvey Weinstein, nennt Berlin "Vergewaltigungshauptstadt"

Morrissey verteidigt Harvey Weinstein, nennt Berlin „Vergewaltigungshauptstadt“
Dass sich Morrissey mit seinen Aussagen nicht immer Freunde macht, dürfte bekannt sein. Ein kürzlich geführtes Interview mit einem deutschen Nachrichtenmagazin schlägt nun größere Wellen als gewöhnlich. Unter anderem gibt er darin fragwürdige Statements zu sexuellen Übergriffen, Nationalität und offenen Grenzen ab. Nicht nur die Musikwelt zürnt.

Für seine mitunter radikalen Worte ist Morrissey seit den 80er Jahren bekannt, als er sich als Sänger der Smiths poetischer wie extremer Sprache bediente. Sein gespanntes Verhältnis zu den Medien zog sich auch später durch seine Solokarriere. Ein Interview mit dem deutschen Nachrichtenmagazin Spiegel Online ist da nur das jüngste, wenn auch seit langer Zeit kontroverseste Beispiel.

Zur #MeToo-Debatte meinte er etwa: „Jeder, der mal zu jemand anderem gesagt hat ‚Ich mag dich‘, wird auf einmal wegen sexueller Belästigung beschuldigt. Man muss diese Dinge in die richtigen Relationen setzen. Wenn ich jemandem nicht mehr sagen kann, dass ich ihn mag, wie soll er es jemals wissen? Natürlich gibt es extreme Fälle, Vergewaltigung ist ekelhaft, jeder physische Angriff ist abstoßend. Aber wir müssen es im Verhältnis sehen. Sonst ist jeder Mensch auf diesem Planeten schuldig.“ Auch den unter anderem wegen Übegriffen an einem minderjährigen Schauspieler in Ungnade gefallenen Schaupspieler Kevin Spacey verteidigte er: „Spacey war 26, der Junge 14. Da fragt man sich doch, wo die Eltern des Jungen waren. Man fragt sich, ob der Junge nicht ahnte, was passieren könnte. Wenn man sich im Schlafzimmer von jemandem befindet, muss man sich bewusst sein, wohin das führen kann.“

Die Leute wüssten genau, was passieren könne, sagte er zu den Missbrauchsopfern Harvey Weinsteins. „Und sie spielen mit. Hinterher ist es ihnen peinlich, oder es gefiel ihnen nicht. Und dann drehen sie es um und sagen: Ich wurde attackiert, ich wurde überrascht, ich wurde in das Zimmer gezerrt. Aber wäre alles gut gelaufen und hätte es ihnen eine große Karriere ermöglicht, würden sie nicht darüber reden.“ Dennoch gab Morrissey an, Vergewaltigungen und Übergriffe zu hassen – generell sexuelle Situationen, die jemandem aufgezwungen würden. „Aber in sehr vielen Fällen betrachtet man die Umstände und denkt sich, dass die Person, die als Opfer bezeichnet wird, lediglich enttäuscht ist. In der gesamten Geschichte der Musik und des Rock’n’Roll gab es Musiker, die mit ihren Groupies geschlafen haben.“ Er kam zum Schluss, dass demnach fast jeder schuldig sei, mit Minderjährigen geschlafen zu haben: „Warum nicht gleich alle ins Gefängnis werfen?“

Dass er dabei manchmal bewusst provoziere, gab er zu, aber jemand müsse eine Debatte eröffnen. Außer seiner Meinung zu Weinstein, Spacey und Co. gab er an, den Brexit, also Großbritanniens Ausstieg aus der EU, zwar nicht gutzuheißen, aber sich zumindest sehr zu freuen, dass das britische Volk „an den Medien vorbei“ entschieden habe. Für ihn sei das Demokratie. Zum Thema Multikulturalität hatte er auf Nachfrage ebenfalls eine Meinung – nachdem er Berlin als „Vergewaltigungshauptstadt“ ausgemacht hatte: „Viele Menschen denken, es war ein Fehler von Angela Merkel, dass sie am Anfang sagte: ‚Kommt, kommt alle her!‘ Und dann: ‚Huch, huch, doch nicht!‘ […] Ich will, dass Deutschland deutsch ist. Ich will, dass Frankreich französisch ist. Wenn man versucht, alles multikulturell zu machen, hat man am Ende gar keine Kultur mehr. Alle europäischen Länder haben viele, viele Jahre für ihre Identität gekämpft. Und jetzt werfen sie sie einfach weg. Ich finde das traurig.“

Seine Parade von verqueren Ansichten schloss er mit der reaktionären These: „Wenn Menschen einwandern, bringen sie ihre Religion und ihre Sitten mit und versuchen, die zu etablieren. Und da beginnt die Verwirrung. […] Jedes Land sollte seine Identität bewahren. Millionen Menschen sind für die deutsche Identität gestorben.“

Zahlreiche internationale Musiknews-Webseiten griffen das Interview dankbar auf, auch hierzulande war das Medienecho groß. Mittlerweile haben auch Musiker wie die feministischen Hardcore-Punks War On Women oder Shirley Manson von Garbage das Interview kommentiert. So schrieb Manson, dass Morrissey den Bezug zur Realität verloren habe: „Fick dich Morrissey. FICK dich!“ Schriftsteller und Satiriker Shahak Shapira fand noch deutlichere Worte: „Stimme wie ein Engel, Lyrics wie ein AfD-Vorsitzender.“

Morrisseys neues Album „Low In High School“ war am vergangenen Freitag erschienen. Bereits in der ersten Single „Spent The Day In Bed“ vertrat er im Refrain die Ansicht, dass man keine Nachrichten mehr ansehen sollte: „Weil sie verstehen, euch Angst zu machen. Damit ihr euch klein und einsam fühlt und dem eigenen Verstand nicht mehr traut.“ Der Opener „My Love, I’d Do Anything For You“ beginnt mit den Zeilen „Lehre deine Kinder, die Propaganda zu erkennen und zu hassen, die von den toten Abteilungen der Mainstream-Medien verbreitet wird.“

Facebook-Post: War On Women über Morrissey

Tweet: Shirley Manson über Morrissey

Facebook-Post: Shahak Shapira über Morrissey

Mehr zu: Morrissey