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Kommentar zum Terror in Paris: "Hass dürfen wir nicht mit Hass beantworten"

Kommentar zum Terror in Paris: „Hass dürfen wir nicht mit Hass beantworten“
Die schrecklichen Terrorangriffen in Paris, bei denen mindestens 120 Menschen getötet und hunderte weitere verletzt wurden, treffen mit der blutigen Geiselnahme bei einem Konzert der Eagles Of Death Metal die Musikwelt ganz besonders ins Mark. Gefühle wie Ohnmacht, Trauer, Wut und Fassungslosigkeit dürfen aber nicht dazu führen, dass wir auf Hass mit neuem Hass reagieren – wie es einige Menschen mit ihrer Hetze gegen Muslime und Flüchtlinge bereits tun.

Und wieder wissen wir nicht wohin mit unserer Fassungslosigkeit, Ohnmacht, Trauer. Mindestens 120 Menschen sind bei Terroranschlägen in Paris ums Leben gekommen, hunderte wurden körperlich oder seelisch verletzt – kein Jahr nach dem Anschlag auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo, den wir bei VISIONS damals auch als Angriff auf jene Freiheit verstanden, die unser geliebtes Hobby Musik in all seiner Vielfalt erst möglich macht.

Wir trauern nicht zuerst um getötete und verletzte Musikfans, sondern um Menschen. Aber dennoch bringt die blutige Geiselnahme bei einem Konzert der Eagles Of Death Metal im Konzertsaal Bataclan für Musikliebhaber eine ungekannte Nähe mit sich: Der Terror ist unmittelbar in das eingedrungen, was wir lieben. An den Ort gekommen, wo wir leidenschaftlich, aber friedlich und solidarisch unsere Gemeinschaft als Fans feiern. Und hat diesem Rückzugspunkt unseres Lebens mit einem Schlag brutal die Unbeschwertheit genommen. Daher ist es nur natürlich, wenn manche von uns nun selbst die Kalaschnikow im Nacken spüren.

Dass wir einmal mehr die Ereignisse und ihre Bedeutung noch zu verstehen versuchen, wieder nicht genau wissen, was wir fühlen, wie wir darauf reagieren sollen, darf uns aber nicht dazu verleiten, dem Hass und der Härte der Terroristen mit gleichen Mitteln zu begegnen: Einerseits ist es nachvollziehbar, wenn der französische Präsident Hollande gegenüber seinen aufgewühlten Mitbürgern einen „erbarmungslosen Kampf“ gegen die Terroristen ankündigt – und doch ist es weit von der beeindruckenden menschlichen Größe entfernt, mit der beispielsweise der norwegische Ministerpräsident Jens Stoltenberg 2011 nach dem furchtbaren Massaker auf der Insel Utøya „mehr Offenheit, mehr Demokratie und mehr Menschlichkeit“ als Reaktion auf den Terror ankündigte, der genau diese Werte zerstören wollte.

Wie es aussehen kann, wenn manche Menschen verbal den Kampf gegen den Terrorismus aufnehmen, zeigt sich bereits in den sozialen Netzwerken: Dort nehmen manche – angeführt von einigen der üblichen geistigen Brandstifter – die Ereignisse zum Anlass, um in Muslimen, Migranten und Flüchtlingen Schuldige zu suchen. Um es in aller Deutlichkeit zu sagen: Wer nun die feigen Mordtaten der Terroristen als Vorwand nutzt, um pauschal gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen zu hetzen, missbraucht die Opfer der Attentate auf widerwärtige, emotional verkümmerte Art und Weise. Und macht sich zu einem Glied jener langen Kette von Aktion und Reaktion, an deren Ende immer Barbarei und Leid, aber nie Frieden und Solidarität stehen.

Wenn wir es ernst meinen mit unserer Trauer und Wut, mit Demokratie und Freiheit, dürfen wir uns nicht dazu herablassen, Hass mit Hass zu beantworten. „Gewalt erzeugt Gegengewalt“, sangen Die Ärzte schon 1995. Hoffen wir, dass wir als demokratische Gesellschaft, wir als Musikfans stark genug sind, uns nicht dem Teufelskreis des biblischen „Auge um Auge“ hinzugeben.