Einmal waren Skegss bisher nur auf Deutschland-Tour. Das war 2018. Bei bestem Wetter in Kölns Studentenviertel haben die australischen Surf-Garage-Slacker also einiges nachzuholen. Immerhin zwei Alben haben sie seit ihrem letzten Besuch hierzulande veröffentlicht. Erst Ende 2024 „Pacific Highway Music“ – ihr erstes Album ohne Bassist Toby Cregan.

Während die Band in ihrer Heimat Australien regelmäßig sämtliche Popstars in den Charts schlecht aussehen lässt und sich mit ihren eigentlich meist unaufgeregten Songs auf großen Festivalbühne inszenieren kann, reicht es in Köln nur für das Luxor. Wobei: ausverkauft ist die Show schon lange, nachdem sie aus dem MTC hochverlegt wurde. Da noch zahlreiche Fans vor der Tür irgendwie versuchen an Tickets zu kommen, kann man davon ausgehen, dass die Australier mit Leichtigkeit auch eine größere Venue gefüllt hätten. Ihre fast unverschämt eingängigen Sommer-Hits funktionieren nämlich ebenso gut außerhalb von Down Under.

Daran lässt das erstaunlich junge – pflichtbewusst in Aussie-Band-Shirts (Dune Rats, The Chats) gekleidete – Publikum nicht eine Sekunde Zweifel aufkommen. Direkt bei Opener „Valhalla“ ist die Stimmung on point, von hinten ist im schlauchigen Luxor Frontmann Ben Reed bei all den hochgerissenen Händen sogar kaum mehr zu sehen, während ihm jede gesungene Zeile mit Inbrunst entgegengeschrien wird. Dabei fällt auf: die neuen Songs „High Beaming“, „Out Of My Head“ und „So Excited“ zünden sogar fast noch mehr als die älteren. Selbst wenn die Band selbst offenbar nicht der größte Fan der neuen Platte ist, wie sie im Interview vorher zugibt. „Das musste einfach aus dem System“, so Drummer Jonny Lani, der künftig lieber wieder live aufnehmen will, weil er die rohere Herangehensweise bevorzuge.

Eine Albumband sind Skegss sowieso nicht wirklich. Ihre größten Hits sind eigentlich ihre Singles, die sie über die Jahre veröffentlicht haben: „L.S.D“, „Got On My Skateboard“, „Save It For The Weekend“ und natürlich „Spring Has Sprung“, dessen Energie an diesem sommerlichen Tag sich ganz besonders aufs Publikum überträgt. Zumindest wenn man das an den Stagedives und Crowdsurfer:innen bemisst.

Reeds Dauerlächeln wird schließlich sogar noch breiter: „Das eine Mädchen hat gestagedivt wie bei ‚The Exorcist‘“, sagt er lachend über die akrobatischen Verrenkungen des Fans. Der neue Bassist Kelton Lee ist da schon bereits oben ohne und wirkt ähnlich ekstatisch wie die Party vor seiner Nase. „Up In The Clouds” muss Reed dann am Ende auch gar nicht mehr mitsingen. Das übernehmen alle anderen.

Mit fast einfachsten Mitteln als Trio-Besetzung – Lani kann laut eigener Aussage nur ein oder zwei Beats anständig spielen, verrät er scherzhaft vor der Show – schaffen es die Australier ohne Mühe hier alle um den Finger zu wickeln. Ihre verträumten Signature-Songs zur harmlosen Realitätsflucht, die wie gemacht für jugendlichen Hedonismus und endlose Roadtrips gleichermaßen sind, geben es schließlich her. Noch versteht es nämlich keine zweite Band, gedankliches Abdriften so zu glorifizieren und die vergängliche Essenz eines Sommertags so authentisch einzufangen wie diese Slacker-Typen aus Surferhochburg Byron Bay.

Da reicht dann eben auch ein nur wenige Minuten langer Soundcheck – und Zeit für einen Friseurbesuch hatte Reed vorher auch noch. Apropos Haar: Soaked aus Frisby um ihren wuschelköpfigen Frontmann liefern als Support ebenso ab. Die Partypunk-Newcomer haben das Zeug dazu, eine UK-Version von The Chats zu werden – mehr Elan haben sie jetzt schon fast.