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Dune Rats live in Köln (Konzertbericht)

Dune Rats live in Köln

Abriss Aussie-Style
Bei ihrer letzten Deutschland-Show der laufenden Welttour beweisen Dune Rats im Kölner Luxor eindrücklich ihren Status als Australiens Party-Punk-Institution.
Dune Rats 4 Tim Lasche
Dune Rats live im Luxor, Köln (Foto: Tim Lasche)

Abseits ihrer unzweideutigen Musikvideos voller Drogenreferenzen und Backyard-Exzessen konnte man sich in Deutschland noch nicht allzu oft einen Eindruck über die Durchschlagskraft der Party-Punk-Abrissbirne Dune Rats verschaffen. Zuletzt waren die Australier 2017 auf einer kleineren Clubtour mit ihrem zweiten Album „The Kids Will Know It’s Bullshit“ hierzulande unterwegs. Sechs Jahre und zwei Alben später heißt es nun Bestandsaufnahme für das Feierbiest aus Brisbane.

Als wäre es für das buntgemischte Publikum aus jungen Surfer-Dudes, Exil-Australiern und Fat-Wreck-Enthusiast:innen überhaupt nötig, haben sich Dune Rats ihre Mates Beddy Rays zum Anheizen mitgenommen. Die stammen ebenfalls aus der Surf- und Party-Hochburg Brisbane und spielen ähnlich schnellen Garage-Punk, allerdings mit etwas mehr Hang zu melancholischen Momenten und das auch ein ganzes Stück sauberer und tigther – was diesen Abend aber vollkommen irrelevant ist.

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Mit den Beddy Rays haben sich Dune Rats die perfekte Begleitung ausgesucht. (Foto: Tim Lasche)

Während sich Beddy Rays also durch ihr gleichnamiges Debüt schlagen, kommt schon reichlich Bewegung in die Menge, und auch der abendbestimmende Humor wird direkt austariert: „This song is about milking a fucking goat“, leitet die Band einen ihrer Songs ein. Gegen Ende gibt es eine kurze Instrumental-Version von „Highway To Hell“. Das Mikrofon wird zum Publikum gerichtet, damit die den AC/DC-Klassiker übernehmen können: Das funktioniert auch schon ganz gut, nur der vom Frontmann gewünschte Circle Pit will noch nicht so richtig in Fahrt kommen. Und trotzdem: „Cheers Motherfuckers, we love you!“

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Ein eingespieltes Team: Frontmann Danny Beus und Bassist Brett Jansch (Foto: Tim Lasche)

Begleitet von Limp Bizkits „Rollin'“ betreten Dune Rats die Bühne mit einem breiten Grinsen und legen direkt mit „LTD“, dem Opener ihres aktuellen Albums „Real Rare Whale“, los. Mit „Six Pack“, „Superman“ und „Red Light Green Light“ folgen gleich drei Hits quer aus der Diskografie und es ist von Anfang an klar, dass es ein wilder Abend werden wird: Schon nach dem ersten von Publikum und Band gemeinsam gebrüllten „LTD, I am living the dream“ schmeißen sich die ersten Stagediver von den Lautsprechern in die wabernde Menge auf der kleinen Tanzfläche, nur wenig später folgen dann auch die ersten Circle Pits.

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Kaum ein Moment der einstündigen Show vergeht ohne Stagediver in der Luft. (Foto: Tim Lasche)

Wer hier Tiefgang oder lyrische Meisterwerke erwartet, ist fehl am Platz, denn im Medikamenten-Schränkchen der Dune Rats befinden sich ausschließlich hochprozentige Pop-Punk-Hymnen mit Eskalationspotential. Frontmann Danny Beus und der mittlerweile zum bärtigen Sasquatch mutierte Bassist Brett Jansch reißen einen Witz übers Kiffen nach dem anderen, lobpreisen das deutsche Bier – und konsumieren dabei mindestens genauso viel davon. Aber auch das Publikum hat was zu bieten: Jansch nimmt sichtlich erstaunt eine Handvoll von dem grünen Zeug entgegen – passend dazu folgt Kiff-Hymne „Scott Green“, die noch mit einem lauten „Fuck Yeah, Shit Yeah“ im Wechsel zwischen Drummer BC Michaels und der Crowd eingeleitet wird.

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Stets im Einklang: Dune Rats und ihr Publikum (Foto: Tim Lasche)

Auch wenn das aktuelle Album noch nicht mal ein halbes Jahr alt ist, sitzen bei den Fans schon alle Songtexte, die über die Hälfte des Sets ausmachen – fairerweise sind die nicht die komplexesten, aber das Publikum nimmt jede Gelegenheit dankend an, um sich zu endlosen Singalongs gegenseitig in die Höhe zu befördern. Straight Edge dürfte zwar für die meisten hier ein Fremdwort sein, aber nach einer guten halben Stunde nimmt die Show immer mehr Hardcore-Charakter an – nur ist die Stimmung wesentlich ausgelassener.  Vielleicht sogar etwas zu ausgelassen, sodass sich ein Türsteher am rechten Bühnenrand positioniert. Wobei unklar ist, ob der Nebelschwaden oder dem wilden Gemenge wegen.

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Bei der letzten Tour vor sechs Jahren noch ohne Bart: Brett Jansch (Foto: Tim Lasche)

Im Umkehrschluss zur überdrehten Show wirkt auch das Set nicht immer tight und gesanglich oft wackelig. Nach einem Gitarrenwechsel findet Beus etwa nicht mehr recht in den Song, quittiert das mit „Shit“ und huldigt dafür nochmal dem deutschen Bier, um die Wogen zu glätten. Wie angekündigt gibt es keine Zugabe, sondern „wir spielen jetzt den letzten Song, und danach noch drei oder vier weitere“. Einer davon ist ein Cover des australischen Pub-Rock-Klassikers „Am I Ever Gonna See Your Face Again“ von The Angels, für das die beiden Gitarristen der Beddy Rays übernehmen, damit sich Beus in das Mikrofon-Kabel einwickeln und in der Menge baden kann.

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Präzision gleichen Dune Rats locker durch ihre Spielfreude aus (Foto: Tim Lasche)

Als allerletzten Song heben sich Dune Rats ihren unumgänglichen Hit „Bullshit“ auf und laden danach zu Bier und Rauchware am Merchstand ein. Alles, was den sympathischen Australiern an musikalischer Präzision fehlt, machen sie heute Abend locker an Authentizität und dem perfekt einstudierten Exzess wett – und verwandeln damit zumindest für einen Abend das Kölner Ausgehviertel in eine australische Strandparty.

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Cheers Mates! Dune Rats haben mindestens genau so viel Spaß wie der Rest (Foto: Tim Lasche)

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