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»Der Ring hat eine unfassbare Tradition« - Festivaldirektorin Jana Posth im Interview

Jana Posth im Interview

»Der Ring hat eine unfassbare Tradition«
In bereits wenigen Wochen läuten Rock am Ring und Rock im Park die Festivalsaison ein. Erstmals hinter den Kulissen mit dabei: die neue Festivaldirektorin Jana Posth. Im Interview erklärt sie ihren Aufgabenbereich, warum man sich beim Line-up dieses Jahr wieder nahezu vollständig auf Rock und Metal konzentriert, was es für Neuerungen geben wird und wie man den gesunkenen Ticketverkäufen entgegenwirken möchte.
Rock am Ring (Pressefoto)
Rock am Ring (Pressefoto)

Hallo Jana, wie laufen die Vorbereitungen für die kommende Ausgabe von Rock am Ring?

Jana Posth: Gut. Es gibt aber noch viel zu tun. Wochenenden finden für mich eigentlich nicht mehr statt.

Du bist seit diesem Jahr die neue Festivaldirektorin von Rock am Ring. Was reizt dich an der Aufgabe?

Mich reizen Festivals generell. Ich finde die Idee, Erlebniswelten zu schaffen, total spannend. Bei Festivals schaffen wir eine kleine Welt, in der die Leute mehrere Tage verbringen.

Wofür ist man überhaupt als Festivaldirektorin zuständig?

Bei mir laufen die ganzen Fäden zusammen. Sowohl was das Budget betrifft als auch die Planung und Organisation. Es gibt für jeden Bereich eine Projektleitung, aber es muss immer eine Person geben, bei der alles zusammenläuft. Das ist meine Aufgabe.

Wie viel Einfluss konntest du bereits auf die diesjährige Festivalausgabe nehmen?

Das Booking war schon abgeschlossen, als ich im Januar eingestiegen bin, aber bei der Frage, wie man das Gelände erlebbarer macht, gab es noch ein bisschen Spielraum. Für mich geht es aktuell darum, das Festival in all seinen Facetten kennenzulernen.

Was wird es dieses Jahr für Neuerungen geben?

Es wird größere LED-Screens geben, damit die Zuschauer:innen, die weiter hinten stehen, eine bessere Sicht auf das haben, was auf der Bühne passiert. Zudem haben wir die PA weiter ausgebaut, weil vergangenes Jahr bemängelt wurde, dass der Sound weiter hinten nicht ganz so laut war. Zudem haben wir die Premium-Camping-Kategorien ausgebaut, weil wir letztes Jahr schon gemerkt haben, dass die gehobeneren Camping-Kategorien mehr nachgefragt werden. Wir setzen beim Look & Feel noch ein bisschen etwas obendrauf, sodass sich die Gesamterfahrung für Besucher:innen erweitert.

Du hast im vergangenen Jahr bereits beim Lollapalooza Berlin als Festivaldirektorin gearbeitet und warst auch in der Vergangenheit als Creative Producerin für mehrere Festivals tätig. Was unterscheidet Rock am Ring von anderen Festivals und was macht das Festival für dich besonders?

Vom Lollapalooza unterscheidet es auf jeden Fall, da es Campingplätze gibt. Auch von der DNA her ist es ein anderes Festival. Der Ring hat diese unfassbare Tradition. Ich bin mit Rock am Ring groß geworden und kenne das Festival seit fast 40 Jahren. Meine Eltern haben schon die Musik gehört, die auf dem Ring lief. Es sind ganz unterschiedliche Festivals, die beide einen unfassbaren Charme haben. Ich finde den Nürburgring sehr spannend. Ich war dort vor ein paar Wochen das erste Mal außerhalb des Festivals. Das Gelände mitten in der Eifel mit dieser traditionsreichen Rennstrecke finde ich sehr faszinierend.

Vergangenes Jahr sind für Rock am Ring nach der mit 90.000 Tickets ausverkauften Ausgabe in 2022 nur 70.000 Karten verkauft worden. Was war deiner Meinung nach der Grund dafür?

Es gibt ein unfassbares Überangebot an Einzelkonzerten, woran die ganze Festivalwelt schon eine ganze Weile leidet. Früher ist man auf Festivals gegangen, weil es oft die einzige Chance war, gewisse Acts zu sehen oder um viele Acts an einem Wochenende zu sehen. Das fällt durch das große Angebot an Tourneen mittlerweile weg. Ich kann aktuell jedes Wochenende auf irgendein riesiges oder auch kleineres Konzert gehen. Alles, was ich mir auf einem Festival an drei Tagen anschaue, kann ich mir auch an drei Wochenenden anschauen. Das Geld ist natürlich auch ein großer Faktor. Konzerte sind teuer und Festivals sind auch nicht besonders günstig. Die Leute wägen heutzutage mehr ab, wo sie hingehen. Dieses Überangebot von Konzerten ist eine Herausforderung für die Festivals, das betrifft nicht nur den Ring – das ist ein sehr bestimmendes Thema in der Branche. Wir als Festivalmacher müssen uns überlegen, wie man diesem neuen Anspruch gerecht werden kann.

Dass große Festivals generell Probleme beim Ticketverkauf hatten, lässt sich allgemein nicht pauschal sagen: das Hurricane Festival lag etwa mit 78.000 verkauften Karten nahezu auf dem Niveau vom Vorjahr. Was möchtet ihr dieses Jahr und in Zukunft besser machen, um wieder mehr Tickets zu verkaufen?

Die Herausforderung ist, keine Besucher:innen zu verlieren. Die Ticketpreise sind meiner Meinung nach nur bedingt nach oben skalierbar. Man muss die Balance zwischen Produktionskosten, Gagen und fairen Ticketpreisen finden. Wenn man die Ticketpreise zu hoch ansetzt, ist das ein Grund für die Leute, ein Festival nicht zu besuchen. Zudem muss man das Gesamterlebnis noch weiter nach vorne stellen. Nur Bühne, Bier und Pommes funktioniert nicht mehr. Und gleichzeitig muss man sagen: 72 Bands an drei Tagen für den Preis von knapp 300 Euro, das ist etwas, was nur ein Festival zu bieten hat.

Während 2023 noch zahlreiche HipHop-Acts Teil des Programms waren, sind dieses Jahr nahezu keine Rapper Teil des Line-ups, stattdessen habt ihr euch wieder vollständig auf Rock und Metal fokussiert. Inwiefern hängt diese Entscheidung mit dem gesunkenen Ticketverkauf aus dem vergangenen Jahr zusammen?

Es geht spürbar zurück zur Gitarrenmusik. Dass Rock generell wieder mehr auf dem Vormarsch ist, beobachten wir auch losgelöst vom Ring und Park. Rap ist selbstverständlich nicht unwichtiger geworden, aber bei Rock am Ring und Rock im Park war es einfach die Entscheidung, den Fokus wieder mehr auf Rock zu legen, auch weil Rock und Gitarrenmusik bei unseren Besucher:innen wieder auf mehr Begeisterung stößt. Das bedeutet aber nicht, dass nicht irgendwann wieder auch mal Pop-Acts oder etwas aus einem ganz anderen Genre gebucht wird. Ich finde nur, dass man da beweglich bleiben muss. Wir wollen da sehr beweglich bleiben. Der Schritt ging dieses Mal aber eben wieder mehr zur Rockmusik.

Spürbar sind auch Veränderungen bei der Kommunikation nach außen. Warum habt ihr für 2024 das komplette Line-up auf einen Schlag veröffentlicht anstatt wie sonst in mehreren Wellen?

Nun, das ist nie in Stein gemeißelt. Das war der Versuch, etwas anders zu machen. Die meisten Leute wollen immer das gesamte Line-up sehen, bevor sie sich ein Ticket kaufen und wir wollten unseren Fans gegenüber transparent sein.

Wie läuft der Vorverkauf denn bislang im Vergleich zum vorherigen Jahr?

Der läuft wirklich gut und besser als letztes Jahr.

Inwiefern wirft das 40-jährige Jubiläum von Rock am Ring im kommenden Jahr bereits seine Schatten voraus?

Intern sehr groß! Wir sind schon an der Planung und schmieden Ideen. Wir freuen uns riesig auf dieses Jubiläum.

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