Zwei Jahre nach ihrem Album “Sleep Panic Repeat” veröffentlichen Ultima Radio eine neue EP, in neuer Besetzung: 2023 verließ der langjährige Sänger Zdravko Konrad die Band, Daniel Dorninger (Witchrider) hat von ihm übernommen. Der Besetzungswechsel schadet der Band keineswegs. Im Gegenteil: Die nun veröffentlichte “Basement Session EP” gibt sich deutlich fokussierter im Sound als seine Vorgänger und spielt sich zwischen Stoner-Rock und Doom ab, verliert seine Alternative-Rock-Wurzeln jedoch nicht aus dem Blick. Da wird es in “Dawn” mal zehrend und träge, da regiert in “Fade” der Fuzz. Wer schon immer wissen wollte, wie das uneheliche Kind zwischen Queens Of The Stone Age und Zeal & Ardor klingen könnte: et voilà.
Zum Glück legt die Bezeichnung Kleinformate keinen festen Rahmen, wie klein ein Format wirklich sein muss – sonst könnte es bei Volume knapp werden. Schon der Opener ihrer “Joy Of Navigation”-EP entspannt sich über neun Minuten. Ex-Fu Manchu-Sänger Patrick Brink hat die Band bereits 1993 gegründet und seitdem hat sich häufiger die Besetzung der Band geändert. An “Joy Of Navigation” war nun neben Brink auch Ex-Monster Magnet-Gitarrist Ed Mundell beteiligt, ebenso Mike Amster (Nebula, Mondo Generator). Gemeinsam präsentieren sie Heavy Desert Rock, der zwar wenig Eigensinn zeigt, aber angenehm durchläuft. Mindestens bei “Space Baby” hätte aber auch die Hälfte der Laufzeit gereicht, ab der Vierminutenmarke ist die Luft raus.
Deutlich weniger Zeit nehmen da Ben Quad in Anspruch: Die Emo-Band aus Oklahoma ist auf ihrer neuen EP “Ephemera” wütend auf die Gesellschaft, wütend auf die Menschen um sie herum und vor allem wütend auf die Liebe. So weit, so normal für ihr Genre, dennoch hängt man Sänger Sam Wegrzynski an den Lippen, klingen Ben Quad außerdem viel aggressiver als noch auf ihrem Debütalbum “You’ll Get Nothing And Like It”. Da klingt der Einfluss von Deafheaven durch und die ewige Melancholie von Citizen. Gute Nachrichten für alle Kuratierer:innen von Emo-Playlists: Ben Quad liefern passenden Stoff.
Ähnlich eingängig geht es mit Chokecherry weiter. Das Trio aus San Francisco paart Shoegaze mit Grunge-Pop und veröffentlicht mit der EP “Messy Star” erstmals Musik über das Label Fearless. Kennengelernt haben sich die Bandmitglieder über die Datingapp Hinge – der Funke wollte zwischen Izzie Clark und E. Scarlett Levinson zwar auf romantischer Ebene nicht überspringen, auf musikalischer dafür umso mehr. Sie bezeichnen ihren Sound selbst als “die kalifornische Sonne, die den Nebel rund um San Francisco wegpustet”. Während Levinson und Clark, die abwechselnd den Gesang übernehmen, stets fast übertrieben verletzlich klingen, tun die grungigen Instrumentals das Nötige, um den Songs eine entgegengesetzt wirkende Energie zu verpassen. Gegensätze ziehen sich bekanntlich an, gerade deswegen dürften Songs wie “Messy Star” auch so gut funktionieren.
Erst im Februar haben The Pineapple Thief ihr neues Album “It Leads To This” veröffentlicht, nun erscheint eine Ergänzungs-EP. “Last To Run” enthält fünf Songs, die im Zuge der Albumsessions entstanden sind, aber keinen Platz mehr auf der Platte gefunden haben. Entsprechend darf man von den Songs keine großen Sprünge erwarten, eher spannen sie das Bild der Prog-Rock-Band weiter und geben noch einmal ordentlich Energie mit auf den Weg.